Ein weiterer Tag des Wartens

(Nachtrag von Donnerstag, 26.12.2013)

Beim Aufstehen begrüßt uns heute das gleiche Grau in Grau und derselbe Nieselregen wie gestern. Da die Wettervorhersage aber für den Nachmittag eine leichte Besserung verspricht, checken King und ich zunächst einmal aus. Meine Hoffnung ist, vielleicht am Nachmittag noch zu der geplanten Trekking-Tour aufbrechen zu können. Vom Hostel bekommen wir die Garantie für einen Schlafplatz für eine weitere Nacht, falls sich diese Hoffnung nicht erfüllen sollte.

Während des Frühstücks hadere ich schwer mit mir: Soll ich wirklich noch einen Tag hier bleiben und auf besseres Wetter warten? Oder soll ich weiter nach El Calafate ziehen und dann gegebenenfalls noch einmal hierher zurückkommen? Schließlich entscheide ich mich dafür, es noch einen Tag lang mit Warten zu versuchen – in der Hoffnung, vielleicht eben schon heute Nachmittag aufbrechen zu können.

Wieder verbringe ich dieZeit des Wartens mit Blog schreiben, Pläne schmieden und den mühsamen Versuchen, wenigsten ein wenig im Internet zu surfen. Letzteres stellt sich wieder einmal als quasi unmöglich heraus. Schlimmer noch: Wegen der instabilen Verbindung funktioniert auch meine App für die Bearbeitung meines Blogs nicht richtig und ich verliere den Artikel vom 24.12.2013 vermeintlich mehrfach. Erst am nächsten Tag sollte ich feststellen, dass er in Wirklichkeit für kurze Zeit in dreifacher Ausführung online steht.

Ständig behalte ich die Entwicklung des Wetters im Auge. Bis zum frühen Nachmittag tut sich aber leider gar nichts. Dann wird es ein wenig heller, aber der Nieselregen bleibt. King hat inzwischen bereits aufgegeben und wieder im Hostel eingecheckt. Ich selbst bin ziemlich frustriert, will die Hoffnung aber noch nicht aufgeben.

Da ich nichts besseres zu tun habe, probiere ich zwischendurch das Waffelhaus im Ort aus, von dem mir gestern zwei Argentinierinnen erzählt hatten. Dort gibt es Waffeln mit allen möglichen Toppings: Neben süßen werden auch herzhafte Kompositionen mit Fleisch angeboten! Ich genieße Waffeln mit Dulce de Leche und Bananen, zusammen mit einer heißen Schokolade – wirklich lecker und ein kleiner emotionaler Lichtblick an einem sonst überaus trüben Tag.

Zurück im Hostel verliere ich gegen 15:30 Uhr auch die Geduld und checke wieder ein. Ich bekomme sogar dasselbe Bett im gleichen Zimmer. Das Packen meiner Sachen für die verkürzte Trekking-Tour, zu der ich hoffentlich morgen starten kann, muss ich ein wenig verschieben, da in unserem Zimmer zwei Israelis gerade schlafen. Und im Gegensatz zu manch anderen Backpackern versuche ich eigentlich immer, mich im Dormatory möglichst rücksichtsvoll zu verhalten.

Natürlich klart es kurz nach meinem Wieder-Checkin deutlich auf. Da mir inzwischen regelrecht die Decke auf den Kopf fällt, ziehe ich ein wenig durch die Straßen von El Chaltén. Und ich bin nicht allein: Kaum bessert sich das Wetter ein klein wenig, schon sind wieder Menschen auf der Straße – überwiegend natürlich andere Backpacker.

Aus Zeitgründen und weil die Wettervorhersage zwar deutliche Verbesserungen, aber trotzdem noch kein Traumwetter vorhersagt, reduziere ich meine geplante Tour auf drei oder vier Tage. Damit habe ich Proviant für mindestens einen Tag übrig und beschließe deshalb, heute mal zu kochen. Das allerdings ist leichter gesagt als getan: Die Küche ist von einer ganzen Schar von Israelis belegt, die auch keine Anstalten machen, irgendwie ein wenig Platz zu schaffen, oder zügig fertig zu werden. Aber mit Warten habe ich ja jetzt meine Erfahrung… und so warte ich eben…

Als ich zum Zug komme, koche ich mir Reis mit Thunfisch und Zwiebeln – eines der schnellen Gerichte, die für unterwegs gedacht gewesen waren. Dabei komme ich kurz mit einem Deutschen ins Gespräch und freue mich, außer King endlich noch jemand anderen zum Unterhalten gefunden zu haben. Ich hatte natürlich zwar bereits die eine oder andere Unterhaltung mit ein paar der vielen Israelis geführt, die sind aber eben meistens in Gruppen unter sich, so dass es recht schwer ist, erst einmal eine Unterhaltung zu beginnen.

Beim Essen lerne ich dann noch zwei Deutsche kennen: Eva und ihren Freund, dessen Namen leider meinem sehr schlechten Namensgedächtnis zum Opfer gefallen ist. Mit beiden unterhalte ich mich eine ganze Weile und nach dem Essen sitzen wir noch gemütlich – soweit das in der Recht lauten und etwas kühlen Küche möglich ist – zu einem Glas Wein zusammen. Als die Runde dann mit zwei Briten größer wird und sich die Gesprächsthemen zu eher einschlägigen Themen verlagern, mache ich gegen halb zwölf einen dezenten Abgang.

King habe ich den ganzen Abend nicht mehr gesehen, obwohl er eigentlich meinte, er wolle auch kochen. Morgen sollte ich erfahren, dass er spontan von anderen Japanern eingeladen worden war.