Zum Basislager des Fitz Roy

(Nachtrag von Freitag, 27.12.2013)

Heute soll es nun endlich losgehen – nach zwei Tagen endlosen Wartens starten King und ich heute Morgen zu unserer Trekking-Tour. Wegen der Verzögerungen um zwei Tage habe ich meine Routenplanung geändert und werde nun ebenfalls nur drei Tage unterwegs sein.

Die erste Station für heute Nacht ist das Camp Poincenot am Fuße des Fitz Roy, direkt neben dem Basislager für Besteigungen deselben. Zunächst verstauen wir unser überschüssiges Gepäck im Hostel. Auf Nachfrage bekomme ich sogar ein kleines Schließfach für meine wertvollsten Dinge. Der Gepäckaufbewahrung unter der Treppe direkt neben dem Haupteingang und der Rezeption des Hostels traue ich dann doch nicht ganz über den Weg, auch wenn mir die Angestellte zunächst mehrfach versichert, dass noch nie etwas weggekommen sei. Anschließend muss King noch seine geliehene Campingausrüstung abholen und ich gehe zum Frühstücken ins Waffel-Haus – das jedoch leider noch geschlossen hat. Also hole ich mir ein paar ganz frische Empanadas, die mir hier in Argentinien wesentlich besser schmecken als in Chile.

Gegen 10:30 Uhr laufen wir los. Der Weg steigt vom Ende des Dorfes aus gleich deutlich an und wir kommen trotz immer noch recht starkem Wind gleich ins Schwitzen. Wie immer zu Beginn einer Tour braucht es eine Weile, in den richtigen Rhythmus zu kommen. Nach dem ersten Aufstieg wird der Weg etwas flacher und wir kommen gut voran. Immer wieder treffen wir auf kleine Gruppen anderer Trekker und das “hola, hola” oder “hola, gracias” (wenn Entgegenkommende auf dem schmalen Weg Platz gemacht haben) spielt sich schnell ein :-).

Auf einer kleinen Anhöhe über dem Tal von El Chaltén legen wir eine erste kurze Rast ein und treffen auf zwei Briten, die wir später auf der Tour erneut treffen sollten… Von hier oben haben wir einen tollen Blick ins Tal, auch wenn es immer noch leicht bewölkt ist. Vom Fitz Roy ist noch nichts zu sehen.

Nach einer Weile marschieren wir weiter. Der Weg verläuft jetzt mehr oder weniger eben am Hang entlang. Schließlich kommen wir zum Mirador Fitz Roy auf 750 Meter Höhe. Leider verhüllt sich der Kollege noch fast vollständig in Wolken.

Von hier aus führt der Weg wieder ganz leicht abschüssig durch eine schöne Hochebene entlang eines Flusses. An der Weggabelung legen wir erneut eine kleine Rast ein. Hier treffen die Wege zum Poincenot Camp und zur Laguna Torre aufeinander. Auf dem Weg zu letzterer würden wir morgen wieder hier vorbei kommen.

Nach insgesamt etwa 4 Stunden Gehzeit erreichen wir das Camp Poincenot. Hier schlagen wir nach kurzer Suche nach einer geeigneten Stelle unsere Zelte auf und richten uns ein. Dabei komme ich kurz mit unseren deutschen Nachbarn ins Gespräch – dem Anschein nach Vater und Sohn, die zusammen eine Trekking-Reise machen.

Wir ruhen uns hier eine Weile aus und ziehen dann ohne Gepäck noch einmal los. Als kleine Nachmittagswanderung wollen wir zum Gletscher Piedras Blancas. Der Weg dorthin wäre auch der erste Abschnitt meiner ursprünglich geplanten großen Tour gewesen, zu der ich bereits vorgestern gestartet wäre, hätte das Wetter nicht solche Kapriolen geschlagen.

Der Weg führt am linken Ufer des Rio Blanco entlang und verläuft teilweise sogar in den trockenen Bereichen des Bachbetts. Nach etwa einer Stunde trifft er dann auf die Endmoräne des Gletschers, der in den Rio Blanco fließt. Zielstrebig beginnt King über die teilweise sehr großen Felsbrocken in Richtung Gletscher zu klettern und ich habe zunehmend Schwierigkeiten, nachzukommen. Als die Kraxelei immer heftiger wird, frage ich mich, ob das noch vernünftig ist, was wir hier tun. Aber natürlich will ich den Gletscher auch sehen und so klettere ich vorsichtig weiter.

Nach vielleicht einer weiteren halben Stunde stehen wir am Ufer der Laguna Piedras Blancas gegenüber dem Gletscher. Obwohl es sehr wolkig ist, es sogar leicht regnet und der Wind hier ganz ordentlich bläst, ist der Anblick unglaublich schön! Hören können wir den Gletscher zwar nicht und er kalbt auch nicht, aber diese schiere Masse an Eis, die da zwischen den ansonsten schneefreien Bergen “hängt” ist irgendwie unwirklich! Für mich ist an dieser Kombination aus Felsen und Eis irgendwie etwas “falsch” :-). Vielleicht fasziniert mich der Anblick deshalb besonders.

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Wir halten uns hier eine ganze Weile auf und machen zahlreiche Fotos. Letzteres ist gar nicht so einfach, weil die Kameralinse durch den inzwischen etwas stärker gewordenen Sprühregen immer sofort nass wird.

Irgendwann machen wir uns auf den Rückweg. Dieses Mal finden wir irgendwie einen wesentlich geschickteren Weg über die Felsen. Danach geht es auf dem gleichen Weg zurück zum Camp.

Inzwischen haben wir beide ordentlich Hunger und so machen wir uns gleich ans Kochen. Dafür müssen wir aber zunächst einen ausreichenden Windschutz für unsere Gaskocher errichten und trotzdem geht meiner immer wieder aus. Auch das Kochen einfacher Pasta ist in der patagonischen Wildnis also nicht so ganz einfach ;-). Aber wir meistern auch diesen Teil des Überlebenstrainings…

Nach dem Essen ziehen wir uns in unsere Zelte zurück. Erstens wollen wir morgen sehr früh aufstehen, um zum Lago de los Tres hinaufzusteigen und dort den Sonnenaufgang zu erleben. Und zweitens wird es inzwischen kühl, auch wenn es hier noch bis fast 22:00 Uhr hell ist.

2 thoughts on “Zum Basislager des Fitz Roy”

  1. wir wünschen dir ein gutes neues Jahr und das Gelingen aller deiner Unternehmungen.
    Ulrike und Martin

  2. Hi Timo,
    der Bericht liest sich einfach wieder toll! Ich kann dein Empfinden beim Anblick des Gletscher sehr gut nachempfinden, weil ich auch die absolute Unwirtlichkeit einer Landschaft wahnsinnig beeindruckend finde und denke da gleich an die Wanderung zwischen Monte Trigo und Tarrafal. Diese Strecke kennst du nicht, nur vielleicht meine Bilder, aber sicher erinnerst du dich an meine Erzählung.
    Weiter tolle Erlebnisse und – ich muss es mal wieder erwähnen, wenn ich so deine Berichte lese:pass auf dich auf!!!
    Ganz lieb Grüße von deiner Mum

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