Sauwetter statt Sonnenaufgang

(Nachtrag von Samstag, 28.12.2013)

Nach einer erstaunlich guten, wenn auch etwas kurzen Nacht, quälen King und ich uns heute Morgen um halb vier aus unseren Schlafsäcken. Um vier Uhr brechen wir mit unseren Stirnlampen ausgerüstet bei noch fast völliger Dunkelheit auf, um zum Lago de los Tres hinauf zu steigen und dort hoffentlich den Sonnenaufgang zu erleben. Noch im Zelt habe ich bereits Zweifel, ob wir wirklich gehen sollen. Der Wind pfeift ganz ordentlich und es regnet ganz leicht. Immerhin sind aber ein paar Sterne am Nachthimmel zu sehen. Auch King äußert gewisse Bedenken, aber natürlich wollen wir auch nichts verpassen. Also beschließen wir, es zu versuchen und im schlimmsten Fall eben umzukehren.

Die Orientierung in der Dunkelheit ist gar nicht so einfach und ein paar Mal müssen wir für einen Moment nach dem richtigen Weg suchen. Dieser führt zunächst am Rio Blanco Camp vorbei, dem eigentlichen Basislager für Besteigungen des Fitz Roy, und steigt dann recht steil an. Inzwischen hat der Regen etwas zugenommen, aber dennoch laufen wir weiter. Uns ist nicht so richtig bewusst, wie langsam unsere gesamte Kleidung durchnässt wird.

Immer wieder legen wir kurze Pausen ein, da der Aufstieg auf dem unebenen und recht steilen Pfad ganz schön anstrengend ist. Bei der langsam einsetzenden Dämmerung können wir das Tal unter uns gut sehen. Stück für Stück nähern wir uns dem Gipfel auf der dem Fitz Roy gegenüberliegenden Seite des Lago de los Tres. Das letzte Stück des Weges führt über ein offenes Geröllfeld. Hier pfeift uns der Wind sehr unangenehm um die Ohren und so suchen wir schnell etwas Schutz hinter größeren Felsen am Gipfelkamm. Auch der Regen hat inzwischen deutlich zugenommen und peitscht im Wind regelrecht auf uns nieder.

Die Sicht auf den Fitz Roy ist leider gleich Null :-(. Das gesamte Bergmassiv ist vollständig in Wolken gehüllt. Hinter den Felsen gekauert warten wir darauf, dass irgendetwas passiert – obwohl wir natürlich beide wissen, dass die Chance wirklich etwas zu sehen praktisch gleich Null ist.

Während wir so warten, kühlen wir schnell aus – vor allem weil uns der Regen inzwischen fast vollständig durchnässt hat. Ich überlege bereits die ganze Zeit, wie lange wir es wohl hier oben aushalten würden, als King überraschend zum Rückzug pfeift.

Triefend nass bis auf die Unterwäsche erreichen wir eine knappe Stunde später unsere Zelte. So schnell wie nur möglich krabble ich zurück in meinen Schlafsack. Die innerste Kleidungsschicht behalte ich gleich an, in der Hoffnung, wenigstens diese möglichst schnell trocken zu bekommen. Alles andere breite ich so gut wie möglich zum Trocknen aus – inklusive meiner ebenfalls durchweichten Dollars:

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Dann mache ich mir erstmal ein. Frühstück und nutze die Wärme des Gaskochers gleichzeitig zum Trocknen meiner Socken.

Schlafen kann ich nicht mehr und so liege ich wach im Zelt und Frage mich, warum ich mir das hier eigentlich antue :-). Aber solche Momente gehören wohl zum Abenteuer Reisen dazu…