(Nachtrag von Dienstag, 07.01.2014)
Herrlich, nach vier Nächten im Zelt endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. Und morgens nach dem Aufstehen eine warme Dusche und frische Kleidung!
Das Hostel, in das ich gestern nach meiner Rückkehr aus dem Torres del Paine Park verfrachtet wurde, entpuppt sich als ganz nette Unterkunft. Und das Frühstück kann sich für chilenische Verhältnisse wirklich sehen lassen. Der Betreiber hat die Unterkunft wohl erst vor einem Jahr eröffnet und gibt sich alle Mühe, dass seine Gäste zufrieden sind.
Nach dem Frühstück mit den beiden Brasilianern, die ich gestern bei meiner Ankunft hier kennen gelernt habe, verbringe ich etwas Zeit im Internet und packe dann meine Sachen für die Weiterreise. Mein immer noch feuchtes Zelt breite ich im Flur vor dem Zimmer aus und bekomme es bis zur Abreise tatsächlich einigermaßen trocken.
Gegen 12:30 Uhr fährt uns der Hostelbetreiber mit dem Auto zum Busterminal – das ist mal ein Service! Die beiden Brasilianer sind auf dem Weg in den Torres del Paine Park und ich nach Punta Arenas. Im Terminal stärke ich mich noch mit einem einfachen Hotdog und dann kommt auch schon mein Bus.
In etwa drei Stunden geht es wieder einmal durch die unendliche Weite Patagoniens – wobei die Landschaft anfangs noch regelrecht abwechslungsreich ist, verglichen mit der anschließend folgenden Steppe. Etwa eine Stunde vor Punta Arenas schlägt mein Schlafmangel der letzten Nächte im Zelt zu und ich nicke immer wieder kurz ein. Erst als wir am Flughafen von Punta Arenas einen kurzen Halt einlegen bin ich wieder richtig wach. Vermutlich werde ich hier in knapp drei Wochen meine Reise durch Patagonien und Feuerland beenden und nach Santiago zurück fliegen…
Und dann liegt sie vor uns: Die Magellan-Straße! Diese berühmte Meerenge zwischen dem südamerikanischen Festland und Feuerland, die dem Schiffsverkehr die Fahrt um das gefürchtete Kap Horn erspart. Jetzt bin ich gefühlt also nur noch ein kleines Stück vom südlichen Ende der Welt entfernt – wenn es nach Puerto Williams auch noch einige hundert Kilometer sind…
Punta Arenas macht auf den ersten Blick keinen besonders spektakulären Eindruck auf mich. Es wirkt wie eine industrielle Hafenstadt – vielleicht immer noch mit ein wenig Pioniergefühl in der Luft…
Am Terminal wird mir sofort eine Unterkunft angeboten. Da ich aber zunächst die Lonely Planet Empfehlungen checken will, lehne ich erstmal dankend ab, nehme den mir zugesteckten Flyer aber gerne mit. Das stellt sich auch als weise Entscheidung heraus, da beide von mir angesteuerten Unterkünfte wieder einmal restlos ausgebucht sind. Das ist wirklich nervig – diese Notwendigkeit alles im Voraus zu buchen killt die ganze Backpacker-Freiheit!
Der Betreiber der zweiten, von mir ausgewählten Unterkunft versucht noch eine Weile telefonisch eine andere Option für mich zu finden und ruft mir dann ein Taxi, das mich zu dem Hostel zurück bringt, das mir am Terminal angeboten wurde. Dort komme ich für 10.000 Pesos in einem Dreibettzimmer für mich allein unter. Die Unterkunft macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber zumindest für heute scheint das die einzige Möglichkeit zu sein. Die Betreiberin, eine ältere Frau, händigt mir den Schlüssel aus und bedeutet mir, einen Moment zu warten. Ich suche solange das Bad und richte mich grob ein. Nachdem die Hostel-Betreiberin auch nach einer Weile nicht wieder aufgetaucht ist, beschließe ich los zu ziehen. Sie wird sich ihr Geld schon noch holen :-).
Auf dem Weg ins Zentrum fallen mir gleich die vielen Nachtclubs in der Umgebung meiner Unterkunft auf. Es scheint so, als sei ich in Rotlichtviertel gelandet – na super! Zunächst suche ich ein anderes Hostel auf, das noch auf meiner Liste möglicher Alternativen gestanden hatte und kann dort tatsächlich ein Bett in einem 6er-Dormatory für morgen reservieren. Zumindest würde ich dann WLAN haben, heute eine essentielle Notwendigkeit beim Backpacking, um weitere Aktivitäten zu planen.
Anschließend hole ich noch Informationen zu möglichen Aktivitäten ein. Dabei komme ich auf die Idee, vielleicht für ein paar Tage ein Auto zu mieten und damit den chilenischen Teil Feuerlands zu erkunden. Also klappere ich die verschiedenen Mietwagen-Anbieter ab und treffe dabei auf ein französisches Pärchen, die ebenfalls auf der Suche nach einem Auto sind. Leider sind aber sämtliche Mietwagen-Anbieter für die nächsten Tage restlos ausgebucht und die vereinzelt noch verfügbaren Geländewagen oder Pickup-Trucks sind einfach zu teuer. Die beiden Franzosen können sich auch spontan nicht für die Idee erwärmen, gemeinsam eines dieser teureren Autos zu mieten und so die Kosten zu teilen. Sie wollen zunächst darüber nachdenken. Und auch ich bin mir ja noch nicht ganz sicher, wie und wann es für mich von hier aus weitergehen wird…
Nachdem wir alle verfügbaren Anbieter gecheckt haben, trennen sich unsere Wege wieder. Ich reserviere im Internet über die deutsche Mietwagen-Vermittlung Car del Mar ein kleines Auto für fünf Tage ab dem 22. Januar. Das ist das einzige realistische Angebot, das ich finden kann und da man bei diesem Anbieter bis 48 Stunden vor der Anmietung kostefrei stornieren kann, sichere ich mir diese Option mal. Meine Idee ist, vielleicht nach Puerto Williams nochmal für ein paar Tage herzukommen und dann ein wenig mit dem Auto Feuerland zu erkunden. Aber das sind alles noch vage Pläne. Alles hängt von der Fähre nach Puerto Williams ab, die meinen letzten Informationen zufolge ausgebucht ist, auf der ich aber morgen noch einmal einen Platz zu bekommen versuchen will.
Da ich heute nicht mehr organisieren kann, suche noch ein Restaurant auf. Ich bekomme ein akzeptables Steak, nichts weltbewegend besonderes. Dann gehe ich zurück zu meiner Unterkunft. Auf dem Weg bestätigt sich meine Vermutung, in einem komischen Viertel abgestiegen zu sein und so laufe ich so zügig und zielstrebig wie möglich an den zahlreichen fragwürdigen Nachtclubs vorbei…