Sanfte Passage ums Cabo Froward

(Nachtrag von Mittwoch, 15.01.2014)

Heute Morgen erscheinen Greg Wind und Seegang noch zu stark, um einen erneuten Versuch zur Umfahrung des Cabo Frowards zu starten. Deshalb machen wir uns nach dem Frühstück zunächst auf zu einem Landgang.

Renée, Duncan, Greg und ich fahren mit dem Dinghi an den Strand. Dort wechseln wir die Schuhe und lassen unsere Schwimmwesten und Regenkleidung zurück. Dann streifen wir ein wenig am Ufer entlang und Greg erklärt uns einige Dinge zu den lokalen Pflanzen und Überresten einer norwegischen Wahlfangstation. Schließlich kehrt er zum Schiff zurück, um zusammen mit Molly zum Leuchtturm San Isidro bzw. der nebenan liegenden Hosteria zu laufen. Renée, Duncan und ich laufen noch ein Stück weiter am Ufer entlang. Wir sollen Greg und Molly später am Leuchtturm treffen.

Diese Auftrennung der Gruppe erscheint mir einerseits zwar etwas seltsam, andererseits komme ich mit Renée und Duncan hervorragend aus, während mir Molly teilweise etwas auf die Nerven geht. Letzteres ist umgekehrt möglicherweise ebenso der Fall. Ich habe das Gefühl, dass sie in mir eine Art Kokurrenz in Sachen segeln sieht. Außerdem bin ich ein paar Jahre älter und habe ein gutes Stück mehr Reiseerfahrung als sie.

Ich unterhalte mich während des Spaziergangs sehr angenehm mit Renée und Duncan. Irgendwann machen wir dann kehrt und kehren zum Dinghi zurück. Von dort machen wir uns sofort auf den Weg zum Leuchtturm. Der Weg führt zum Teil ansteigend durch den Wald, zum Teil am Strand entlang und ist Teil der 5-tägigen Wanderung von Punta Arenas zum Cabo Froward. Entsprechend treffen wir auch auf ein Pärchen Backpacker aus Südtirol, die genau diese Wanderung machen. Insgesamt sind wir vielleicht eine dreiviertel Stunde bis zum Leuchtturm unterwegs – etwa das doppelte bis dreifache der von Greg angegebenen Zeit. Zeit spielt in seinem Leben eben keine so große Rolle mehr :-).

Am Leuchtturm angekommen genießen wir erstmal die Aussicht auf die Buchten unter uns und die Berge auf der gegenüberliegenden Seite der Magellanstraße. Von Greg und Molly ist nichts zu sehen. Wenig später meldet sich Greg aber über Funk und meint, dass sie in Kürze zu uns stoßen würden.

Inzwischen hat der Wind etwas gedreht und Duncan scheint sich echte Sorgen ums Schiff zu machen, das wir von hier aus nicht sehen können. Er kontaktiert erneut Greg über Funk, der recht relaxt erscheint. Da wir aber inzwischen ganz schön Hunger haben, verständigen wir uns darauf, zurück zum Dinghi zu laufen und uns dort zu treffen.

Wie so häufig erscheint der Rückweg deutlich kürzer als der Hinweg und beim Dinghi warte ich zusammen mit Renée und Duncan eine ganze Weile auf Greg und Molly. Diese haben in der Hosteria eine Dusche genossen und über der Reparatur einer Motorsäge offenbar ein wenig die Zeit verloren :-).

Zurück an Bord legen wir auch gleich ab, da die Windverhältnisse inzwischen ganz gut erscheinen. Außerdem ist es bereits später Nachmittag und wir wollen heute noch ein gutes Stück Strecke zurücklegen. Es ist sogar die Rede von einer Nachtfahrt, auf die ich persönlich nicht so sehr scharf bin.

Nach dem Ablegen gibt’s Sandwiches und eine gute Stunde später umfahren wir bei fast vollständiger Flaute das Cabo Froward. Die Landschaft wirkt bei Windstille und fehlendem Seegang völlig anders als gestern, als wir vergeblich gegen Wind und Wellen angekämpft haben. Ich verbringe eine ganze Zeitlang im Bugkorb stehend und genieße die langsam an uns vorbei ziehende Landschaft.

Von der Magellanstraße biegen wir wenig später in südlicher Richtung ab in einen der vielen Kanäle, die zwischen den unzähligen Inseln hindurch ins offene Meer hinaus führen. Inzwischen geht hinter den Wolkenbergen bereits die Sonne unter und färbt den Himmel in feuerroten Streifen. Da es schnell dunkel wird, beschließt Greg in der näher gelegenen der beiden zur Auswahl stehenden Buchten, der Caleta Murray auf der Isla Clarence, vor Anker zu gehen.

Zum Abendessen gibt’s eine leckere Suppe und wie immer suchen wir nach einer anschließenden heißen Schokolade bald unsere Kojen auf.

2 thoughts on “Sanfte Passage ums Cabo Froward”

  1. gut, dass wir wieder etwas von dir hören. ist es aufregend im südlichsten Teil Südamerikas?

    1. Ja, es ist aufregend kalt und nass hier ;-)… Nein, Spass bei Seite – es ist ziemlich cool, hier am Ende der Welt zu sein! Und der Törn hierher war natürlich einsame Spitze! Jetzt sitze ich gerade vor dem kleinen Museum des Dorfes, an dem sich alle Backpacker irgendwann treffen, weil es einer der beiden Orte mit Internet-Zugang ist. Eigentlich will ich ein wenig laufen gehen, aber es ist ziemlich bewölkt, so dass man vom Beagle Channel nicht viel sehen kann.

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