Warten auf die Freigabe

(Nachtrag von Montag, 13.01.2014)

Meine erste Nacht an Bord schlafe ich bereits sehr gut – wenn auch ein wenig kurz. Nach dem Frühstück mit Müsli und Kaffee machen sich Greg und Molly auf den Weg an Land, um die Freigabe zum Ablegen vom Hafenmeister zu holen und noch ein paar fehlende Lebensmittel einzukaufen. Hier in Chile wollen die Behörden offensichtlich bereits im Voraus die genaue Route eines Törns wissen. Auch wenn das gerade hier im nicht unbedingt wetterstabilen Patagonien und Feuerland so überhaupt keinen Sinn ergibt. Allein wegen zu starkem Wind kann man hier gerne einmal mehrere Tage festsitzen.

Duncan fährt die beiden mit dem Dinghi an Land, während Renée und ich an Bord bleiben. Wenig später kehrt auch Duncan zurück und wir drei machen es uns im Saloon gemütlich. Wir unterhalten uns über die verschiedensten Dinge, während draußen der Wind immer weiter auffrischt. Irgendwann meldet sich Greg über Funk und bittet uns, an Deck alles zu sichern und etwas mehr Ankerkette zu stecken. Ersteres ist in dem starken Wind gar nicht so einfach, bei dem man sich teilweise kaum an Deck halten kann. Ich bin deshalb auch gar nicht unglücklich darüber, dass Duncan diese Aufgabe übernimmt und ich ihn vom Schott aus nur im Auge behalten muss. Für das Ankermanöver starten wir dann die Maschine und bringen erfolgreich zwanzig weitere Meter Kette aus. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, ist dass Greg das Ventil des Kühlwasserzulaufs der Maschine immer schließt. Darauf macht er uns erst bei seinem kurz nach dem Manöver folgenden Funkspruch aufmerksam. Duncan ist daraufhin ziemlich besorgt, dass wir den Impeller beschädigt haben könnten. Ein weiteres Starten der Maschine bringt aber die Erleichterung, dass alles in Ordnung ist.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir unter Deck mit essen und unterhalten :-). Greg meldet sich noch ein paar Mal über Funk und Handy und so erfahren wir, dass sich die Freigabe der Papiere noch etwas hinziehen wird. Am späteren Nachmittag schläft der Wind urplötzlich fast vollständig ein. Erst als Greg und Molly bereit für die Abholung sind, frischt er wieder deutlich auf. Die Abholfahrten werden so auch zu einer ziemlichen Herausforderung, da das Dinghi fast nicht gegen den Wind und Seegang ankommt. Außerdem geht bei einer der Fahrten wegen eines missverständlich geschlossenen Belüftungsventils auch noch der Außenborder aus, was bei dem Wind natürlich fatal ist. Nach einiger Aufregung sind aber alle wieder wohlbehalten an Bord.

Leider können wir heute nicht mehr den Anker lichten, da wegen des starken Windes der Hafen geschlossen wurde. Fragt sich nur welcher Hafen, denn faktisch ankern wir an fast völlig geraden Küste vor Punta Arenas… Aber Bestimmungen sind nun einmal Bestimmungen und so bleibt uns keine andere Wahl, als noch einmal eine Nacht hier zu bleiben.

Zum Abendessen gibt’s leckere Burritos, für die wir alle gemeinsam die diversen Zutaten schnippeln. Nach dem Essen darf die inzwischen bereits traditionelle heiße Schokolade nicht fehlen, bevor wir unsere Kojen aufsuchen. Gregs Plan sieht ein mögliches Ablegen in der Nacht vor, sollte der Hafen zwischenzeitlich geöffnet werden. Sollte dies nicht der Fall sein, werden wir morgen früh den Anker lichten.