Cerro Martial

Die zweite Nacht in Folge schlafe ich heute aus unerklärlichen Gründen nicht besonders gut. Bereits gegen 06:00 Uhr liege ich mehr oder weniger wach. Irgendwann um diese Zeit kommt dann auch noch mein italienischer Zimmergenosse zurück – vermutlich von einer durchzechten Nacht – und fängt kaum im Bett liegend an zu schnarchen wie ich es selten erlebt habe. Ich habe das Gefühl, dass er stock besoffen ist. Trotz Ohrstöpsel ist jetzt endgültig nichts mehr mit schlafen und so döse ich noch eine Weile vor mich hin. Gegen 08:00 Uhr stehe ich dann endgültig auf und lasse den Schnarcher allein im Zimmer.

Für heute habe ich mich mit Renée und Duncan für einen Tagesausflug verabredet. Je nach Wetter wollen wir entweder den Gletscher Martial oder den Parque Nacional Tierra del Fuego besuchen. Um 10:00 Uhr wollen wir uns vor ihrer Unterkunft treffen.

Als ich gerade aufbrechen will, bekomme ich eine eMail von Renée mit der Frage, ob wir uns eine Stunde später treffen können. Die beiden warten immer noch auf ihren Segelfreund aus Holland, der mit seinem Schiff hier her unterwegs ist und mit dem sie bereits um Weihnachten zu einem Antarktistörn aufbrechen wollten. In den letzten Tagen kamen abwechselnd immer wieder positive und negative Nachrichten über Fortschritte und Rückschläge auf seinem Weg hier her. Offensichtlich gab es gestern und heute Morgen neue Infos, was zu der Verzögerung unseres Treffens führt. Ich bestätige die geringfügige Planänderung und gehe dann gemütlich in einem Cafe frühstücken.

Gegen 11:00 Uhr warte ich vor ihrer Unterkunft auf die beiden und wenig später nehmen wir ein Taxi zur etwa 7 km entfernten Talstation des Sessellifts am Fuße des Cerro Martial. Von dort steigen wir einen im Winter als Skipiste dienenden Geröllhang hinauf bis zur Bergstation. Hier beginnt der eigentliche Weg zum Gletscher Martial und zu einem Aussichtspunkt hoch über Ushuaia. Wir nehmen zunächst den deutlich schwierigeren und längeren Aufstieg zum Gletscher in Angriff und heben uns den leichteren Weg zum Aussichtspunkt für später auf.

Der Weg führt steil ansteigend über loses Geröll zu einem Hügel am Fuße der Gletscherzunge. Diese ist allerdings kaum noch als solche zu erkennen. Viel beeindruckender ist die Aussicht von hier oben auf Ushuaia und den Beagle Channel.

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Wir genießen zunächst den Ausblick und widmen uns dann unserem mitgebrachten Vesper. Ohne Bewegung wird es im Wind allerdings sehr schnell empfindlich kühl, so dass wir unmittelbar nach dieser Mittagspause den Rückzug antreten.

An der Weggabelung etwas oberhalb der Bergstation gehen wir nun auf dem Weg zum Aussichtspunkt weiter. Von dort haben wir einen noch viel besseren Blick auf das uns zu Füßen liegende Ushuaia und seine Umgebung.

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Wir halten uns hier eine ganze Weile auf, was vor allem wegen der sehr schön windgeschützten Lage des Aussichtspunkts möglich ist. Irgendwann treten wir dann aber auch von hier den Rückweg an. Auf leicht anderem Weg erreichen wir wenig später die Bergstation und laufen erneut über die Skipiste zur Talstation.

Dort warten bereits zahlreiche Taxis auf Kunden und wir fahren mit einem davon zurück in die Stadt. Unser Fahrer stell sich als multitaskingfähiger Geschäftsmann heraus: Er bietet uns das Wechseln von EUR und Dollar zu einem sehr guten Kurs an und schreibt uns während des Fahrens seine Adresse auf. Hier sollen wir uns melden, falls wir irgendetwas benötigen – allerdings bitte erst um die Mittagszeit, da er vormittags schlafe ;-).

Wir lassen uns in der Nähe des Denkmals zum Falklandkrieg absetzen und kehren in ein sehr nettes Cafe ein, das wohl Gregs Favorit in Ushuaia ist, wie mir Renée und Duncan berichten. Hier bekommen wir eine hervorragende Mouse au Chocolat in Tortenform und unterhalten uns bestimmt zwei Stunden lang über die verschiedensten Dinge. Wieder einmal merke ich, dass mir Renée und Duncan mit ihrer natürlichen, weltoffenen Art äußerst sympathisch sind.

Gegen 19:00 Uhr brechen wir dann auf und verabschieden uns kurz darauf vor der Unterkunft von Renée und Duncan. Die beiden wollen morgen die Unterkunft wechseln und einige andere Dinge erledigen. Deshalb werden sie nicht mit mir in den Parque Nacional Tierra del Fuego mitkommen. Je nachdem, wann ihr Segelfreund nun endlich hier eintreffen wird, haben sie ja auch noch genug Zeit in Ushuaia. Für mich wird es morgen der letzte Tag sein, bevor ich am Samstag nach Punta Arenas zurück fahre.

Zurück in meinem Hostel, räume ich kurz meine Sachen auf und mache einen Kassensturz meiner verbliebenen argentinischen Pesos. Dann gehe ich schnell noch Proviant und etwas Geld für morgen besorgen. Im Supermarkt treffe ich dabei wieder auf Sophia und ihre Eltern.

Nach dem sehr guten – und ebenso teuren – All-you-can-eat Assado gestern, verbrauche ich heute Abend meinen verbliebenen Trekking-Proviant, den ich bereits seit Wochen mit mir herumtrage. Sehr zur Belustigung des Hostelpersonals koche ich mir im Garten des Hostels Pasta auf meinem Gaskocher. Dabei treffe ich auf eine Österreicherin, mit der ich mich kurz unterhalte.

Nach dem Essen verbringe ich noch etwas Zeit mit dem Verfassen dieses Artikels und gehe dann schlafen.

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