Parque Nacional Tierra del Fuego

(Nachtrag von Freitag, 24.01.2014)

An meinem letzten Tag in Ushuaia und Feuerland möchte ich heute noch den Parque Nacional Tierra del Fuego besuchen.

Nach dem Aufstehen besorge ich mir erstmal frische Brötchen als Proviant und gehe dann zum Frühstücken in das gleiche Cafe, in dem ich gestern Morgen bereits war. Zunächst frage ich, ob ich in Dollar bezahlen kann. Gestern Abend hatte ich mir ziemlich genau meine noch anstehenden Ausgaben ausgerechnet, um möglichst das gesamte Bargeld in argentinischen Pesos und Dollar aufzubrauchen. Ich bekomme eine positive Antwort, wundere mich allerdings etwas über den ziemlich schlechten Wechselkurs von 7 Pesos pro Dollar. Da Argentinier offiziell keine Dollar kaufen können, bekommt man hier unter der Hand in der Regel Wechselkurse von 8 bis 9 Pesos angeboten – zum Teil sogar noch mehr. Ich prüfe den Kurs in meiner Wechselkurs-App, die mir statt des üblichen Kurses von 6,90 Pesos nun 7,80 anzeigt. Während ich mich noch wundere werde ich auf die Nachrichten im Fernsehen des Cafes auferksam. Es läuft ein Bericht, der die Freigabe des Kaufs von Dollar für Argentinier ankündigt. Da werde ich hellhörig und checke via WLAN die Weltnachrichten, die ich auf Reisen normalerweise allenfalls sporadisch verfolge. Und tatsächlich: Es gab gestern offensichtlich einen weltweiten Crash der Währungen einiger Schwellenländer, darunter China, Brasilien und Argentinien. Der Dollar war zeitweise wohl bis zu 9,50 Pesos wert, bis die argentinische Zentralbank 100 Millionen Dollar aus ihren Reserven verkauft hat. Der aktuelle Kurs liegt nun tatsächlich bei 7,90 Pesos. Die Rechnung bezahle ich also definitiv in Pesos!

Da der Bus in den Park für hiesige Verhältnisse relativ teuer ist, beschließe ich, es mal mit Autostopp zu versuchen. Ein Italiener in meinem Zimmer ist so sehr einfach in den Park und zurück gekommen und ich will es einfach mal versuchen. Falls mich niemand mitnimmt, kann ich immer noch den Bus nehmen. Ich positioniere mich also an einer Abzweigung entlang der großen Uferstraße Maipú und versuche mein Glück. Schnell bekomme ich jedoch den Eindruck, dass es nicht funktionieren wird. Ein Auto nach dem anderen fährt an mir vorbei. Vielleicht liegt das auch daran, dass an dieser Stelle das Ziel noch nicht eindeutig ist. Erst einige Kilometer weiter führt diese Hauptstraße aus der Stadt hinaus und von dort an gibt es keine andere Richtung mehr als in den Park. Hier biegen viele vielleicht die Straße hinunter noch ab und fahren gar nicht in Richtung Park.

Ich versuche eine Weile mein Glück und laufe dann langsam zurück zur Bushaltestelle. Dort warten bereits Minibusse und geschäftstüchtige Verkäufer auf mich. Der nächste Bus fährt um 11:00 Uhr, was etwa eine dreiviertel Stunde warten bedeutet. Ich kaufe mein Ticket, das die Rückfahrt gleich mit einschließt und warte bis zur Abfahrt.

Der Minibus hält am Parkeingang, wo wir aussteigen und den Eintritt bezahlen müssen. Beim zweiten Halt steige ich dann endgültig aus, frage den Fahrer aber noch nach dem korrekten Weg zu Wanderweg Nr. 1. Er deutet mir an, dass ich zunächst dem Weg Nr. 2 folgen müsse und Nr. 1 dann abzweigen würde. Also mache ich mich auf den Weg. Dieser ist gut ausgeschildert und markiert, von Weg Nr. 1 ist allerdings keine Rede. Ich folge dem Pfad eine Weile an der Küste entlang, aber irgendwie kommt mir die Sache spanisch vor. Also kehre ich um und frage in einem kleinen Kiosk an einem Bootsanleger noch einmal nach Weg Nr. 1. Dort wird mir erklärt, dass ich ein kleines Stück die Schotterpiste zurück laufen müsse und am Campingplatz dann die entsprechenden Schilder finden würde. Ich laufe also der Schotterpiste entlang zurück in die Richtung aus der wir mit dem Bus gekommen sind. Da es recht bewölkt ist, habe ich Zweifel, ob sich der Aufstieg zur Pampa Alta überhaupt lohnt. Aber dann sage ich mir, dies ist mein letzter Tag hier und wer weiß ob und wann ich hierher zurückkehren werde.

Am Campingplatz finde ich dann tatsächlich die Schilder und den Pfad hinauf in die Pampa Alta. Der Weg führt praktisch die ganze Zeit durch den Wald und kreuzt nach ca. 30 Minuten die Schotterpiste der Ruta 3.

Nsch etwa einer Stunde erreiche ich die Pampa Alta, eine kleine Hochebene. Von hier habe ich einen schönen Blick auf den Beagle Channel, der jedoch zum Teil durch Bäume eingeschränkt wird.

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Hier oben lege ich eine erste Pause mit Vesper ein und genieße zum Nachtisch eines der hervorragenden Alfajores. Dann trete ich auf gleichem Weg den Rückweg hinunter an die Küste an.

Dort angekommen gehe ich gleich weiter auf dem Wanderweg Nr. 2 “Costanera”. Der Weg verläuft größten Teils im Wald und in kurzen Abschnitten am Strand entlang. Immer wieder geben die Bäume den Blick frei auf den Beagle Channel und die Gipfel auf der Isla Navarino. Insgesamt habe ich mir von diesem Teil der Wanderung aber mehr versprochen. Trotzdem ist es ein netter Tagesausflug mit ausreichend Bewegung ;-).

Die 8 Kilometer bis zum Lago Roca lege ich in etwas mehr als 2,5 Stunden zurück, obwohl ich zwischendurch immer wieder kurze Pausen einlege. Mehrfach habe ich zwei spanischsprachige Frauen vor mir, die sehr resistent gegen meine Überholversuche sind. Normalerweise ist es üblich schnelleren Wanderern hinter einem Platz zu machen. Aber von dieser ungeschriebenen Regel scheinen die beiden nichts zu wissen. Irgendwie komme ich aber immer an ihnen vorbei oder lasse mich ein wenig zurückfallen.

Kurz vor dem Lago Roca führt der Weg nochmal an einer sehr schönen Bucht entlang. Hier lege ich die letzte Pause ein. Anschließend geht es durch den Wald und ein gutes Stück an der Schotterpiste entlang zu einem großen Restaurant und Info-Center direkt am Lago Roca. Hier ruhe ich mich ein wenig aus und steige gegen 17:00 Uhr in den Minibus zurück nach Ushuaia. Es ist gar nicht so einfach, den richtigen zu finden, da die Strecke offensichtlich von mehreren Unternehmen bedient wird, die alle geringfügig verschiedene Abfahrtszeiten haben. Ich muss das Unternehmen finden, mit dem ich gekommen bin, da das Ticket die Rückfahrt mit einschließt. Aus irgendwelchen Gründen gibt es dann noch Probleme mit der Anzahl Passagiere und verfügbarer Plätze. Deshalb verzögert sich unsere Abfahrt deutlich, bis ein weiterer Minibus desselben Unternehmens ankommt. Aber dann fahren wir endlich los.

Zurück in Ushuaia fällt gleich ein riesiges Kreuzfahrtschiff auf, das inzwischen am Pier angelegt hat. Ich gehe erstmal ins Hostel zurück, um meine Sachen aufzuräumen und mich umzuziehen. Dort treffe ich den Österreicher, mit dem die Schweizerin, die ich vor meinem Segeltörn in Punta Arenas kennen gelernt hatte, den Dientes de Navarino Rundtrek gemacht hat. Sie hatte damals das Angebot des Segeltörns mitbekommen und mich sofort ermuntert, diese Chance wahrzunehmen. Es ist schon manchmal irre, wie der Zufall spielt.

Wenig später besorge ich mir noch Proviant für die lange Busfahrt nach Punta Arenas morgen. Außerdem kontaktiere ich Renée und Duncan und verabrede mich nochmal mit ihnen zum Abendessen in einer Parillada. Ich muss meinen Abschied von Argentinien schließlich gebührend feiern!

Gegen 20:30 Uhr treffe ich die beiden. Vor dem Essen organisiere ich noch ein Taxi für die beiden. Sie sollen ihren Segelfreund nun morgen in Puerto Haberton, einer etwa anderthalb Stunden entfernten Estancia treffen.

Zum Essen gehen wir dieses Mal in eine andere Parillada. Das Fleisch und die Auswahl an Beilagen ist zwar gut, aber nicht so gut wie in der Parillada von vorgestern. Wie immer unterhalten wir uns hervorragend und verlassen als letzte gegen 23:00 Uhr das Restaurant.

Zurück im Hostel ist für mich schleunigst Schlafen angesagt, da mein Bus morgen um 08:00 Uhr abfährt.

One thought on “Parque Nacional Tierra del Fuego”

  1. Hallo Timo,
    bevor wir nach Zürich aufbrechen, haben wir noch deinen letzten Bericht gelesen. Es ist schon verrückt wie schnell jetzt die Zeit deiner langen Reise vorüber gegangen ist. Ich freue mich schon so sehr auf Freitag und bin auch sehr gespannt wie der Segeltörn insgesamt war. So eine kurze total begeisterte Äußerung wie nach anderen Ausflügen fehlt mir noch.
    Hoffentlich hast du eine gute Rückreise und dann wünschen wir dir noch 2 wunderschöne Tage am Meer.
    GAnz liebe Grüße von Mum und Paps.

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