Valparaíso mit Störfaktor

(Nachtrag von Montag, 27.01.2014)

Die Nacht ist nicht besonders gut. Das Hostel liegt direkt an einer steilen Pflasterstraße, über die noch zu später Stunde Autos rumpeln. Zwischendurch bellen Hunde und wenn es draußen mal einigermaßen still ist, schnarcht einer meiner Zimmergenossen :-(. Wegen des immer noch anhaltenden Drucks im Ohr will ich keine Ohrstöpsel verwenden, mit denen mir der ganze Lärm völlig egal wäre. Zum Druck im Ohr kommen in der Nacht auch noch Schmerzen hinzu, die ich mit Ibuprofen aber zum Glück einigermaßen in den Griff bekomme.

Entsprechend gerädert bin ich beim Aufwachen. Zunächst bringe ich alles notwendige in Erfahrung, was ich für einen potentiellen Arztbesuch brauche. Der Hostelbetreiber nennt mir die richtige Klinik und erklärt mir den Weg dorthin. Und über die Notfall-Hotline meiner ADAC Auslandsversicherung erfahre ich alles wissenswerte zum administrativen Ablauf. Letzten Endes schiebe ich den Arztbesuch aber zunächst noch auf und versuche weiterhin mit allen Tricks, den Druck im Ohr los zu werden. Ich will meine kostbare Reisezeit einfach äußerst ungern mit Warten im Krankenhaus vergeuden. Deshalb mache ich mich auch auf den Weg, um die Stadt zu erkunden.

Zuerst schlendere ich ziellos ein wenig durch die Gassen des Cerro Concepción und Cerro Alegre. Dann steuere ich auf der Suche nach einem Supermarkt das Zentrum unten an der Küste an. Was für ein Gegensatz! Hier unten ist es laut, hektisch, dreckig und es stinkt – oben in der Altstadt war es ruhig und beschaulich! Valparaíso besteht also quasi aus zwei Teilen.

Entsprechend halte ich mich auch nicht lange im Zentrum auf und drehe nur eine kurze Runde. Dann fahre ich mit dem ältesten der vielen Schrägaufzüge – ein Markenzeichen Valparaísos – wieder nach oben. Hier schlendere ich noch einmal ein wenig durch die Gassen und kehre dann zum Hostel zurück. Ich bin einfach zu müde und der Druck im Ohr macht mir so zu schaffen, dass ich das Sightseeing nicht richtig genießen kann.

Im Hostel ruhe ich mich ein ewig aus und ziehe etwas später dann nochmal los. Mich nervt das Herumhängen, denn dafür bin ich nicht auf Reisen! Aber wieder merke ich schnell, dass mir das Umherziehen mit diesem Störfaktor keinen richtigen Spaß breitet. Nach einer Empanada zum Mittagessen, die mir heute auch nicht so schmeckt wie sonst, und einer längeren Ruhepause kehre ich wieder zum Hostel zurück.

Dort beschließe ich am frühen Abend, doch noch in die Klinik zu fahren. Der Druck in meinem Ohr hat den ganzen Tag nicht nachgelassen, sondern hat sich sogar noch verstärkt. Mit dem Collectivo fahre ich also in die Clinica Reñaca, die weiter entfernt ist als ich dachte. Ich bin eine dreiviertel Stunde unterwegs.

In der Notaufnahme der Klinik geht alles relativ zügig. Meine Daten werden aufgenommen und ich bekomme ein Armband mit Barcode zur Identifikation. Kurz darauf erfolgt eine kurze Besprechung mit einem Pfleger und die Aufnahme meiner Vitaldaten. Dann heißt es erstmal warten und ich fürchte schon schlimmes… Aber nach nur etwa einer Viertelstunde werde ich aufgerufen und in eine der Behandlungsboxen gebracht – so nennen die das hier tatsächlich ;-). Wenig später ist auch schon ein Arzt bei mir und stellt schnell die Diagnose: Mittelohrentzündung! Der spanische Begriff, der mit dem lateinischen Fachbegriff identisch ist sagt mir zunächst nichts. Aber der Arzt gibt sich freundlich alle Mühe, mir die Diagnose in einfachen Worten zu erklären. Dann erläutert er mir die Therapie und stellt mir den Untersuchungsbericht und das Rezept für die Medikamente aus. Fliegen darf ich und so wird aus einer unfreiwilligen Urlaubsverlängerung nichts 😉 – nein, Spaß bei Seite: Ich bin froh darüber, denn nur drei Tage nach meiner Rückkehr trete ich ja meinen neuen Job an. Auf Nachfrage erklärt mir der Arzt sogar noch, wie ich zu dieser späten Stunde – inzwischen ist es kurz vor neun Uhr – noch eine offene Apotheke finde.

Gesagt, getan: Mit dem Collectivo fahre ich zu einer Apotheke und besorge die Medikamente. Für 14 Tage muss ich nun Antibiotika nehmen und für ein paar Tage mit Ibuprofen die Schmerzen eindämmen.

Nachdem das erledigt ist, fahre ich zurück zum Hostel. Dort falle ich nach der Einnahme der ersten Portion Medikamente erschlagen ins Bett.