Nach der sehr schönen und ereignisreichen Woche in Rio de Janeiro habe ich beim Hochladen der Fotos und Berichte festgestellt, dass auch noch ein Bericht über meine letzte Wanderung am Lagoa Peri ausstand. Und ja, der zweite Bericht über mein alltägliches Leben kommt auch noch – auch wenn dieses nun bald zu Ende ist ;-)…
Für Samstag, 26.05.2007 war das Wetter hier in Florianópolis nach den sehr kalten und regnerischen Tagen als sehr schön und sonnig angekündigt. Also nutzte ich natürlich die Gelegenheit, mal wieder eine Tageswanderung auf der wunderschönen “Ilha de Santa Catarina” zu unternehmen. Es stehen ja noch immer einige “Trilhas” aus, die ich noch nicht kenne. Für dieses Mal hatte ich mir einen Weg am “Lagoa Peri” im Süden der Insel vorgenommen. Einmal mehr versucht ich, die AIESECer zur Teilnahme zu bewegen und hatte tatsächlich darauf gehofft, dass der eine oder andere seine Äußerungen “wie gern er doch mal eine Wanderung mitmachen würde” in die Tat umsetzen würde. Leider wurde ich einmal mehr enttäuscht und glaube inzwischen nicht mehr daran, dass sich an dieser Lethargie der lokalen AIESECer bis zum Ende meines Praktikums noch irgendetwas ändern wird.
Da ich aber sehr gut allein zurecht komme (mein Aufenthalt hier hat mich in dieser Hinsicht deutlich geprägt), zog ich eben auf eigene Faust los. Mit dem Bus gings nach Armação, wo ich den Beginn des Weges finden musste. Mit ein wenig Herumfragen gelang mir das auch ohne größere Probleme und so war ich einige Zeit später an dem im Vergleich zum Lagoa Conceição deutlich kleineren See angekommen. Der Lagoa Peri ist ein richtiger Süßwassersee und nicht wie der Lagoa Conceição mit dem Atlantik verbunden. Er ist viel naturbelassener als letzterer und deutlich weniger besucht. So traf ich nur zwei Einheimische, die mit einer Jolle ein wenig auf dem See herumkreuzten. Mit einem von beiden unterhielt ich mich eine Weile und wanderte dann weiter am See entlang.
Auf einem Felsen am Ufer legte ich eine kleine Mittagspause ein, was eine gute Wahl gewesen war. Der Weg führte anschließend nämlich im sprichwörtlichen Sinne über “Stock und Stein” ziemlich bergauf und mehr und mehr vom See weg, von dem ich wenig später wegen des dichten Waldes auch nichts mehr sah. Ich folgte dem Weg immer weiter und kam schließlich auf eine kleine Lichtung, auf der ich mich wegen einiger nervigen Mosquitos aber nicht länger aufhielt. Kurze Zeit später hatte ich ein eingezäuntes Gelände erreicht, auf dem ein Einsiedler mit seinen Tieren leben musste, von dem ich auf einer Website über den “Trilha” gelesen hatte. Da ich neugierig war näherte ich mich nach kurzem Überlegen vorsichtig dem Haus. Ich wusste ja nicht, wie ich empfangen wurde, zumal oben am Hang ein Hund anfing wie wild zu bellen. Es stellte sich aber heraus, dass das ein ganz kleiner war und ich sehr willkommen zu sein schien. Marcelo, so der Name des Einsiedlers, führte mich ein wenig herum und erzählte mir in sehr schwer verständlichem Portugiesisch ein wenig über sein Leben in der Wildnis. Nach eigenen Angaben war er zum Teil Analphabet und wohnte bereits seit 3 Jahren mit seinen Tieren (ein paar Gänse, der Hund, …) hier in der Wildnis abseit von jeglicher Zivilisation. Er schien sehr naturverbunden zu sein, was wohl auch der Grund war, weshalb er allein hier draußen lebte.
Nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten, bot er mir an, mich in seinem Kanu ein Stück den Bach hinaufzufahren. Diese Fahrt führte duch eine Art “Miniaturversion” von Dschungel und war wirklich interessant (siehe Fotos). Allerdings hatte ich wohl etwas falsch verstanden, denn nachdem wir den See erreicht hatten, lieferte mich Marcelo an dem Felsen ab, auf dem ich bereits wenige Stunden zuvor meine Mittagspause eingelegt hatte. Er nannte ihn “Pedra de Jacaré (= Krokodilfelsen) und meinte ich könne von dort zurück ins Dorf laufen. Auf meine Äußerung, dass ich eigentlich geplant hatte, auf die andere Seite der Insel zu wandern, meinte er nur, der Weg hinter seinem Grundstück sei gesperrt. Da ich dies nicht überprüfen konnte, machte ich mich also auf den Rückweg nach Armação. Auf Überraschungen muss man in Brasilien eben immer gefasst sein und die Kanufahrt war den vorzeitigen “Abbruch” meiner Wanderung absolut wert gewesen.
Als ich wieder in Armação ankam war es noch recht früh am Nachmittag und deshalb entschied ich mich spontan, mit dem Bus noch nach Costa de Dentro weiter zu fahren, um dort noch ein wenig zu laufen. Dort stellte ich allerdings fest, dass es nicht besonders viel zu sehen gab und verbrachte deshalb noch einige Zeit am Strand von Pântano do Sul sitzend. Mit dem Verschwinden der Sonne hinter den Bergen wurde es dann auch empfindlich kühl, so dass ich mich mit dem Bus auf den Rückweg in die Stadt machte. Insgesamt war es mal wieder ein gelungener Ausflug, auch wenn ich leider einmal mehr allein gewesen war. Aber daran habe ich mich ja inzwischen fast gewöhnt…
Am Sonntag Nachmittag fand dann bei Ariel, einem neuen AIESEC-Mitglied, noch ein typisch brasilianisches Churrasco statt. Das Wetter war aber bei weitem nicht mehr so schön wie am Samstag und es war ziemlich kühl. Trotzdem zog sich die Party natürlich bis Abends hin, so dass ich den ganzen Tag in Pântano do Sul verbrachte. Es war aber eine ganz nette Runde mit einigen interessanten Gesprächen. Lediglich am Abend zog sich der Aufbruch für meinen Geschmack viel zu lange hin. Da die Fahrer immer wieder meinten, sie würden in Kürze gehen, wartete ich mehrfach noch eine kurze Weile ab, bevor ich den Bus nehmen wollte. Dieses Spiel zog sich dann für etwa 1,5 Stunden hin, gegen 20:00 Uhr brachen wir dann aber endlich auf und Lucas fuhr mich sogar nach Hause auf den Kontinent.