Transfer nach Valparaíso

(Nachtrag von Sonntag, 26.01.2014)

Und noch ein Transfertag steht heute an. Nach dem Frühstück erledige ich in Ruhe noch meinen Online Check-In und drucke meine Bordkarte in meinem Stamm-Internet-Café aus. Dann warte ich im Hostel auf meinen Transfer zum Flughafen. Dieser trifft auch pünktlich ein und Mikaela ist bereits an Bord. Etwa 15 Minuten später sind wir schon am Flughafen…

… fast keine Minute zu früh, wie sich herausstellt. Wir müssen noch eine Weile am Check-In-Schalter warten und gehen dann zusammen durch die Sicherheitskontrolle. Kaum am Gate angekommen werden wir bereits zum Boarding aufgerufen. Mikaela wird per Durchsage nochmal zur Gepäckabfertigung beordert, weil irgendetwas verbotenes in ihrem Rucksack vermutet wird. Dadurch verliere ich sie aus den Augen und gehe allein an Bord. Von dort aus beobachte ich aber einen Gepäckwagen, der ihren Rucksack zum Flugzeug bringt. Es ist also wohl alles geklärt worden. Kurz darauf sehe ich auch Mikaela selbst wieder einige Reihen vor mir.

Während des Fluges kann ich den einen oder anderen Blick auf ein paar Vulkankegel erhaschen. Insgesamt ist es jedoch recht bewölkt und außerdem habe ich trotz Online-Check-In keinen Fensterplatz mehr bekommen.

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Obwohl Sky Airlines hier in Chile so etwas wie die lokale Version von Ryanair in Europa ist, bekommen wir eine Kleinigkeit zu essen. Die Flugbegleiter müssen sich dafür regelrecht anstrengen, denn nur etwa anderthalb Stunden später landen wir bereits in Puerto Montt. Beim Landeanflug habe ich einen fürchterlichen Druck im rechten Ohr, den ich auch mit allen bekannten Tricks nicht los werde.

In Puerto Montt haben wir einen kurzen Aufenthalt, bei dem wir aber an Bord bleiben können. Dann geht es weiter nach Santiago, das wir nach weiteren knapp zwei Stunden erreichen. Wieder spüre ich beim Anflug diesen extremen Druck im Ohr. Dieses Mal noch viel stärker und so unangenehm, dass die Landung zur Tortur wird :-(.

Im Flughafen muss ich eine ganze Weile auf mein Gepäck warten und der Druck im meinem rechten Ohr will einfach nicht weichen. Schließlich gehe ich Richtung Ausgang und erkundige mich an der Information nach dem.besten Transfer nach Valparaíso.

Im kleinen Terminal Pajaritos am Stadtrand steige ich vom Flughafen-Shuttle in einen großen Bus um. Die ganze Fahrt über Kämpfe ich weiter mit dem ziemlich unangenehmen Druck im Ohr.

Gegen 21:00 Uhr komme ich im Terminal von Valparaíso an und fahre mit dem Taxi zu meinem Hostel. Schon auf der Fahrt dorthin erfahre ich einen kleinen Schock: Nach den beschaulichen Städten Patagoniens und Feuerlands wirkt die pulsierende Metropole Valparaíso wie ein Schlag ins Gesicht.

Im Hostel bekomme ich unaufgefordert gleich noch ein paar Informationen für die nächsten Tage – unter anderem den Hinweis, nachts nicht außerhalb der Altstadt herumzulaufen. Tja, Willkommen zurück in der Metropole!

Für heute ist mir das jedoch ziemlich egal. Ich bin müde und will nur noch eine Dusche und ab ins Bett. Der Druck im Ohr plagt mich inzwischen so sehr, dass ich nur mit Ibuprofen zur Ruhe komme…

Transfer nach Punta Arenas

(Nachtrag von Samstag, 25.01.2014)

Heute steht mir ein eher langweiliger Transfer-Tag ohne Action bevor. Gegen 06:30 Uhr stehe ich auf und packe meine restlichen Sachen zusammen. Dann mache ich mich auf den Weg zum Büro der COMAPA Agentur, vor dem mein Bus nach Punta Arenas abfährt. Und tatsächlich: Es stehen schon etliche Touristen bereit, die alle auf den Bus warten. Wenig später trifft dieser auch ein und es heißt Abschied nehmen von Ushuaia und dem südlichen Ende der Welt.

Beim Einsteigen treffe ich auf Doris, eine Rentnerin aus Zweibrücken, die dann sogar den Platz neben mir hat. Wir unterhalten uns eine ganze Weile übers Reisen. Doris war gefühlt schon überall auf der Welt – sogar eine ganze Weile auf den diversen Inseln im Südpazifik. Entsprechend hat sie auch viele Stories auf Lager. Irgendwann bin ich dann aber auch über Redepausen froh, in denen ich die an uns vorbei ziehende Landschaft Feuerlands genießen kann.

Die Fahrt führt zunächst durch die Berge nördlich von Ushuaia und anschließend durch die flache Pampa Feuerlands. Hier wird vor allem nach Öl gebohrt, so dass immer wieder Pumpen und Pipelines zu sehen sind. Wir passieren Rio Grande und fahren dann weiter nach San Sebastian, der Grenzstation nach Chile.

Zunächst müssen wir im argentinischen Grenzposten auschecken, was ohne weitere Komplikationen erfolgt. Trotzdem weicht das Prozedere bei jedem Mal geringfügig von den vorangehenden Malen ab. Dieses Mal wird die Tarjeta de Entrada für den Aufenthalt in Chile auch von den argentinischen Behörden abgestempelt.

Dann folgt die obligatorische Schotterpiste durchs Niemandsland zum chilenischen Grenzposten. Um diesen Teil der Straße will sich ganz offensichtlich keines der beiden Länder kümmern.

Nach vielleicht 15 Minuten erreichen wir den chilenischen Grenzposten. Wie immer gibt es zuerst den Stempel in den Pass, dann folgt die Kontrolle durch das SAG, das Landwirtschaftsministerium. Dieses Mal wird nur ein Teil des Gepäcks aus dem Bus ausgeladen und anschließend ein Spürhund durch den Gepäckraum des Busses geführt. Das Handgepäck wird manuell von zwei Beamten begutachtet. Meine restlichen Snacks und leckeren argentinischen Alfajores darf ich behalten. Dann dürfen wir wieder einsteigen und die Fahrt fortsetzen.

Die Landschaft ist weiterhin nicht besonders interessant und so unterhalte ich mich abwechselnd mit Doris und döse vor mich hin. Irgendwann erreichen wir Cerro de Sombrero, wo wir zu Fuß an Bord der Fähre über die Magellanstraße gehen. Der Bus fährt separat nach uns an Bord. Die Überfahrt dauert nur etwa eine halbe Stunde, aber Wind und Seegang sind heftig! In den Windböen kann man sich kaum auf den Füßen halten und immer wieder kommt ein richtiger Schwall Wasser über die hohe Bordwand der Fähre.

Auf der anderen Seite angekommen, setzen wir sofort unsere Fahrt fort und erreichen gegen 19:30 Uhr Punta Arenas. Dort habe ich im gleichen Hostel eine Reservierung, in dem ich das letzte Mal die meiste Zeit verbracht habe. Eigentlich könnte ich also ganz beruhigt sein, aber unterwegs habe ich mir schon Gedanken gemacht, was ich tun werde, falls die Reservierung vergessen wird…

… und diese Bedenken waren wohl nicht unberechtigt. Auf dem Weg zum Hostel gehe ich noch kurz bei der Agentur vorbei, die den Shuttle-Bus zum Flughafen betreibt. Diese ist aber bereits geschlossen. Im Hostel bestätigt sich dann meine Befürchtung: Obwohl ich selbst beobachtet habe, wie meine Reservierung schriftlich notiert wurde und sich der Betreiber angeblich sogar erinnert, wurde sie einfach vergessen und das Hostel ist restlos ausgebucht! Zumindest gesteht der Betreiber den Fehler ein und gibt sich sichtlich Mühe, telefonisch einen Platz in einem anderen Hostel für mich zu finden. In Mitten der Verwirrung taucht plötzlich Mikaela auf, die Norwegerin, die bereits bei meinem letzten Aufenthalt hier im Hostel war und jetzt mit mir im gleichen Bus von Ushuaia kam. Da sie wie beim letzten Mal im Garten des Hostels zeltet, hat sie kein Problem mit vergessenen Reservierungen. Und auch ich komme heute noch unter: Der Betreiber des Hostels findet schließlich einen Platz für mich in einem anderen Hostel zwei Blocks von hier und fährt mich sogar mit dem Auto dorthin. Die Unterkunft dort ist mindestens genauso gut und so ist nochmal alles gut gegangen.

Zum Abendessen kehre ich noch einmal in meinem beinahe schon Stammlokal “Lomitos” ein und treffe dort auch wieder auf Doris. Wir essen gemeinsam zu Abend und unterhalten uns wieder ausführlich. Dann trennen sich unsere Wege endgültig. Ich gehe zurück zum Hostel und falle ziemlich müde von einem anstrengenden Tag ohne Aktivitäten ins Bett.

Parque Nacional Tierra del Fuego

(Nachtrag von Freitag, 24.01.2014)

An meinem letzten Tag in Ushuaia und Feuerland möchte ich heute noch den Parque Nacional Tierra del Fuego besuchen.

Nach dem Aufstehen besorge ich mir erstmal frische Brötchen als Proviant und gehe dann zum Frühstücken in das gleiche Cafe, in dem ich gestern Morgen bereits war. Zunächst frage ich, ob ich in Dollar bezahlen kann. Gestern Abend hatte ich mir ziemlich genau meine noch anstehenden Ausgaben ausgerechnet, um möglichst das gesamte Bargeld in argentinischen Pesos und Dollar aufzubrauchen. Ich bekomme eine positive Antwort, wundere mich allerdings etwas über den ziemlich schlechten Wechselkurs von 7 Pesos pro Dollar. Da Argentinier offiziell keine Dollar kaufen können, bekommt man hier unter der Hand in der Regel Wechselkurse von 8 bis 9 Pesos angeboten – zum Teil sogar noch mehr. Ich prüfe den Kurs in meiner Wechselkurs-App, die mir statt des üblichen Kurses von 6,90 Pesos nun 7,80 anzeigt. Während ich mich noch wundere werde ich auf die Nachrichten im Fernsehen des Cafes auferksam. Es läuft ein Bericht, der die Freigabe des Kaufs von Dollar für Argentinier ankündigt. Da werde ich hellhörig und checke via WLAN die Weltnachrichten, die ich auf Reisen normalerweise allenfalls sporadisch verfolge. Und tatsächlich: Es gab gestern offensichtlich einen weltweiten Crash der Währungen einiger Schwellenländer, darunter China, Brasilien und Argentinien. Der Dollar war zeitweise wohl bis zu 9,50 Pesos wert, bis die argentinische Zentralbank 100 Millionen Dollar aus ihren Reserven verkauft hat. Der aktuelle Kurs liegt nun tatsächlich bei 7,90 Pesos. Die Rechnung bezahle ich also definitiv in Pesos!

Da der Bus in den Park für hiesige Verhältnisse relativ teuer ist, beschließe ich, es mal mit Autostopp zu versuchen. Ein Italiener in meinem Zimmer ist so sehr einfach in den Park und zurück gekommen und ich will es einfach mal versuchen. Falls mich niemand mitnimmt, kann ich immer noch den Bus nehmen. Ich positioniere mich also an einer Abzweigung entlang der großen Uferstraße Maipú und versuche mein Glück. Schnell bekomme ich jedoch den Eindruck, dass es nicht funktionieren wird. Ein Auto nach dem anderen fährt an mir vorbei. Vielleicht liegt das auch daran, dass an dieser Stelle das Ziel noch nicht eindeutig ist. Erst einige Kilometer weiter führt diese Hauptstraße aus der Stadt hinaus und von dort an gibt es keine andere Richtung mehr als in den Park. Hier biegen viele vielleicht die Straße hinunter noch ab und fahren gar nicht in Richtung Park.

Ich versuche eine Weile mein Glück und laufe dann langsam zurück zur Bushaltestelle. Dort warten bereits Minibusse und geschäftstüchtige Verkäufer auf mich. Der nächste Bus fährt um 11:00 Uhr, was etwa eine dreiviertel Stunde warten bedeutet. Ich kaufe mein Ticket, das die Rückfahrt gleich mit einschließt und warte bis zur Abfahrt.

Der Minibus hält am Parkeingang, wo wir aussteigen und den Eintritt bezahlen müssen. Beim zweiten Halt steige ich dann endgültig aus, frage den Fahrer aber noch nach dem korrekten Weg zu Wanderweg Nr. 1. Er deutet mir an, dass ich zunächst dem Weg Nr. 2 folgen müsse und Nr. 1 dann abzweigen würde. Also mache ich mich auf den Weg. Dieser ist gut ausgeschildert und markiert, von Weg Nr. 1 ist allerdings keine Rede. Ich folge dem Pfad eine Weile an der Küste entlang, aber irgendwie kommt mir die Sache spanisch vor. Also kehre ich um und frage in einem kleinen Kiosk an einem Bootsanleger noch einmal nach Weg Nr. 1. Dort wird mir erklärt, dass ich ein kleines Stück die Schotterpiste zurück laufen müsse und am Campingplatz dann die entsprechenden Schilder finden würde. Ich laufe also der Schotterpiste entlang zurück in die Richtung aus der wir mit dem Bus gekommen sind. Da es recht bewölkt ist, habe ich Zweifel, ob sich der Aufstieg zur Pampa Alta überhaupt lohnt. Aber dann sage ich mir, dies ist mein letzter Tag hier und wer weiß ob und wann ich hierher zurückkehren werde.

Am Campingplatz finde ich dann tatsächlich die Schilder und den Pfad hinauf in die Pampa Alta. Der Weg führt praktisch die ganze Zeit durch den Wald und kreuzt nach ca. 30 Minuten die Schotterpiste der Ruta 3.

Nsch etwa einer Stunde erreiche ich die Pampa Alta, eine kleine Hochebene. Von hier habe ich einen schönen Blick auf den Beagle Channel, der jedoch zum Teil durch Bäume eingeschränkt wird.

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Hier oben lege ich eine erste Pause mit Vesper ein und genieße zum Nachtisch eines der hervorragenden Alfajores. Dann trete ich auf gleichem Weg den Rückweg hinunter an die Küste an.

Dort angekommen gehe ich gleich weiter auf dem Wanderweg Nr. 2 “Costanera”. Der Weg verläuft größten Teils im Wald und in kurzen Abschnitten am Strand entlang. Immer wieder geben die Bäume den Blick frei auf den Beagle Channel und die Gipfel auf der Isla Navarino. Insgesamt habe ich mir von diesem Teil der Wanderung aber mehr versprochen. Trotzdem ist es ein netter Tagesausflug mit ausreichend Bewegung ;-).

Die 8 Kilometer bis zum Lago Roca lege ich in etwas mehr als 2,5 Stunden zurück, obwohl ich zwischendurch immer wieder kurze Pausen einlege. Mehrfach habe ich zwei spanischsprachige Frauen vor mir, die sehr resistent gegen meine Überholversuche sind. Normalerweise ist es üblich schnelleren Wanderern hinter einem Platz zu machen. Aber von dieser ungeschriebenen Regel scheinen die beiden nichts zu wissen. Irgendwie komme ich aber immer an ihnen vorbei oder lasse mich ein wenig zurückfallen.

Kurz vor dem Lago Roca führt der Weg nochmal an einer sehr schönen Bucht entlang. Hier lege ich die letzte Pause ein. Anschließend geht es durch den Wald und ein gutes Stück an der Schotterpiste entlang zu einem großen Restaurant und Info-Center direkt am Lago Roca. Hier ruhe ich mich ein wenig aus und steige gegen 17:00 Uhr in den Minibus zurück nach Ushuaia. Es ist gar nicht so einfach, den richtigen zu finden, da die Strecke offensichtlich von mehreren Unternehmen bedient wird, die alle geringfügig verschiedene Abfahrtszeiten haben. Ich muss das Unternehmen finden, mit dem ich gekommen bin, da das Ticket die Rückfahrt mit einschließt. Aus irgendwelchen Gründen gibt es dann noch Probleme mit der Anzahl Passagiere und verfügbarer Plätze. Deshalb verzögert sich unsere Abfahrt deutlich, bis ein weiterer Minibus desselben Unternehmens ankommt. Aber dann fahren wir endlich los.

Zurück in Ushuaia fällt gleich ein riesiges Kreuzfahrtschiff auf, das inzwischen am Pier angelegt hat. Ich gehe erstmal ins Hostel zurück, um meine Sachen aufzuräumen und mich umzuziehen. Dort treffe ich den Österreicher, mit dem die Schweizerin, die ich vor meinem Segeltörn in Punta Arenas kennen gelernt hatte, den Dientes de Navarino Rundtrek gemacht hat. Sie hatte damals das Angebot des Segeltörns mitbekommen und mich sofort ermuntert, diese Chance wahrzunehmen. Es ist schon manchmal irre, wie der Zufall spielt.

Wenig später besorge ich mir noch Proviant für die lange Busfahrt nach Punta Arenas morgen. Außerdem kontaktiere ich Renée und Duncan und verabrede mich nochmal mit ihnen zum Abendessen in einer Parillada. Ich muss meinen Abschied von Argentinien schließlich gebührend feiern!

Gegen 20:30 Uhr treffe ich die beiden. Vor dem Essen organisiere ich noch ein Taxi für die beiden. Sie sollen ihren Segelfreund nun morgen in Puerto Haberton, einer etwa anderthalb Stunden entfernten Estancia treffen.

Zum Essen gehen wir dieses Mal in eine andere Parillada. Das Fleisch und die Auswahl an Beilagen ist zwar gut, aber nicht so gut wie in der Parillada von vorgestern. Wie immer unterhalten wir uns hervorragend und verlassen als letzte gegen 23:00 Uhr das Restaurant.

Zurück im Hostel ist für mich schleunigst Schlafen angesagt, da mein Bus morgen um 08:00 Uhr abfährt.

Cerro Martial

Die zweite Nacht in Folge schlafe ich heute aus unerklärlichen Gründen nicht besonders gut. Bereits gegen 06:00 Uhr liege ich mehr oder weniger wach. Irgendwann um diese Zeit kommt dann auch noch mein italienischer Zimmergenosse zurück – vermutlich von einer durchzechten Nacht – und fängt kaum im Bett liegend an zu schnarchen wie ich es selten erlebt habe. Ich habe das Gefühl, dass er stock besoffen ist. Trotz Ohrstöpsel ist jetzt endgültig nichts mehr mit schlafen und so döse ich noch eine Weile vor mich hin. Gegen 08:00 Uhr stehe ich dann endgültig auf und lasse den Schnarcher allein im Zimmer.

Für heute habe ich mich mit Renée und Duncan für einen Tagesausflug verabredet. Je nach Wetter wollen wir entweder den Gletscher Martial oder den Parque Nacional Tierra del Fuego besuchen. Um 10:00 Uhr wollen wir uns vor ihrer Unterkunft treffen.

Als ich gerade aufbrechen will, bekomme ich eine eMail von Renée mit der Frage, ob wir uns eine Stunde später treffen können. Die beiden warten immer noch auf ihren Segelfreund aus Holland, der mit seinem Schiff hier her unterwegs ist und mit dem sie bereits um Weihnachten zu einem Antarktistörn aufbrechen wollten. In den letzten Tagen kamen abwechselnd immer wieder positive und negative Nachrichten über Fortschritte und Rückschläge auf seinem Weg hier her. Offensichtlich gab es gestern und heute Morgen neue Infos, was zu der Verzögerung unseres Treffens führt. Ich bestätige die geringfügige Planänderung und gehe dann gemütlich in einem Cafe frühstücken.

Gegen 11:00 Uhr warte ich vor ihrer Unterkunft auf die beiden und wenig später nehmen wir ein Taxi zur etwa 7 km entfernten Talstation des Sessellifts am Fuße des Cerro Martial. Von dort steigen wir einen im Winter als Skipiste dienenden Geröllhang hinauf bis zur Bergstation. Hier beginnt der eigentliche Weg zum Gletscher Martial und zu einem Aussichtspunkt hoch über Ushuaia. Wir nehmen zunächst den deutlich schwierigeren und längeren Aufstieg zum Gletscher in Angriff und heben uns den leichteren Weg zum Aussichtspunkt für später auf.

Der Weg führt steil ansteigend über loses Geröll zu einem Hügel am Fuße der Gletscherzunge. Diese ist allerdings kaum noch als solche zu erkennen. Viel beeindruckender ist die Aussicht von hier oben auf Ushuaia und den Beagle Channel.

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Wir genießen zunächst den Ausblick und widmen uns dann unserem mitgebrachten Vesper. Ohne Bewegung wird es im Wind allerdings sehr schnell empfindlich kühl, so dass wir unmittelbar nach dieser Mittagspause den Rückzug antreten.

An der Weggabelung etwas oberhalb der Bergstation gehen wir nun auf dem Weg zum Aussichtspunkt weiter. Von dort haben wir einen noch viel besseren Blick auf das uns zu Füßen liegende Ushuaia und seine Umgebung.

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Wir halten uns hier eine ganze Weile auf, was vor allem wegen der sehr schön windgeschützten Lage des Aussichtspunkts möglich ist. Irgendwann treten wir dann aber auch von hier den Rückweg an. Auf leicht anderem Weg erreichen wir wenig später die Bergstation und laufen erneut über die Skipiste zur Talstation.

Dort warten bereits zahlreiche Taxis auf Kunden und wir fahren mit einem davon zurück in die Stadt. Unser Fahrer stell sich als multitaskingfähiger Geschäftsmann heraus: Er bietet uns das Wechseln von EUR und Dollar zu einem sehr guten Kurs an und schreibt uns während des Fahrens seine Adresse auf. Hier sollen wir uns melden, falls wir irgendetwas benötigen – allerdings bitte erst um die Mittagszeit, da er vormittags schlafe ;-).

Wir lassen uns in der Nähe des Denkmals zum Falklandkrieg absetzen und kehren in ein sehr nettes Cafe ein, das wohl Gregs Favorit in Ushuaia ist, wie mir Renée und Duncan berichten. Hier bekommen wir eine hervorragende Mouse au Chocolat in Tortenform und unterhalten uns bestimmt zwei Stunden lang über die verschiedensten Dinge. Wieder einmal merke ich, dass mir Renée und Duncan mit ihrer natürlichen, weltoffenen Art äußerst sympathisch sind.

Gegen 19:00 Uhr brechen wir dann auf und verabschieden uns kurz darauf vor der Unterkunft von Renée und Duncan. Die beiden wollen morgen die Unterkunft wechseln und einige andere Dinge erledigen. Deshalb werden sie nicht mit mir in den Parque Nacional Tierra del Fuego mitkommen. Je nachdem, wann ihr Segelfreund nun endlich hier eintreffen wird, haben sie ja auch noch genug Zeit in Ushuaia. Für mich wird es morgen der letzte Tag sein, bevor ich am Samstag nach Punta Arenas zurück fahre.

Zurück in meinem Hostel, räume ich kurz meine Sachen auf und mache einen Kassensturz meiner verbliebenen argentinischen Pesos. Dann gehe ich schnell noch Proviant und etwas Geld für morgen besorgen. Im Supermarkt treffe ich dabei wieder auf Sophia und ihre Eltern.

Nach dem sehr guten – und ebenso teuren – All-you-can-eat Assado gestern, verbrauche ich heute Abend meinen verbliebenen Trekking-Proviant, den ich bereits seit Wochen mit mir herumtrage. Sehr zur Belustigung des Hostelpersonals koche ich mir im Garten des Hostels Pasta auf meinem Gaskocher. Dabei treffe ich auf eine Österreicherin, mit der ich mich kurz unterhalte.

Nach dem Essen verbringe ich noch etwas Zeit mit dem Verfassen dieses Artikels und gehe dann schlafen.

Auf nach Ushuaia

Um 07:00 Uhr klingelt heute Morgen mein Wecker, aber ich habe viel Zeit und bleibe erstmal noch etwas liegen. In der Unterkunft ist noch alles still und es regt sich auch nichts als ich ins Bad gehe.

Ich packe in Ruhe meine Sachen zusammen. Kurz nach 08:00 Uhr richtet die Hausangestellte das Frühstück. Bezahlen kann ich aber wohl nur bei der Chefin, von der noch nichts zu sehen ist. Gegen 08:30 Uhr wird sie dann auf meine Nachfrage hin aus dem Bett geholt.

Nachdem ich bezahlt habe, marschiere ich los. Es ist ein wunderschöner Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Die weiß überzuckerten Berge hinter dem Dorf schaffen eine tolle Atmosphäre.

In der Gobernacion Antarctica Chilena, wo ich meinen Pass zur Ausreise stempeln lassen muss, ist noch nicht viel los. Das Büro der Policia de Investigaciones ist noch geschlossen. Obwohl ein Aushang sagt, dass ab 08:30 Uhr jemand da ist, bekomme ich auf Nachfrage 09:00 Uhr als Öffnungszeit genannt. Also nutze ich die Zeit, um noch ein paar Fotos von der Umgebung zu machen.

Irgendwann taucht dann eine junge Frau auf, die mich nach meinem Namen und meinen Daten fragt. Sie ist offenbar für den Transport zuständig. Ich muss diesen auch sofort bezahlen und warte abschließend weiter. Es treffen noch weitere Passagiere ein und wir warten alle auf die Öffnung des Polizeibüros.

Kurz nach 09:00 Uhr sind dann alle Passagiere da und wir bekommen einer nach dem anderen unseren Stempel in den Pass. Dabei werde ich auf den schweizer Pass einer Passagierin, Charlotte, aufmerksam und spreche sie an. Wir unterhalten uns daraufhin bis zur Abfahrt und während der Fahrt zum Boot im Minibus.

Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde und führt an der Küste entlang gen Westen. Wir haben immer wieder tolle Ausblicke auf den Beagle Channel und die zum Teil schneebedeckten Berge auf der argentinischen Seite. Irgendwann spricht mich die neben mir sitzende Sophia an und ich unterhalte mich abwechselnd mit ihr und Charlotte.

In Puerto Navarino – das aus vielleicht drei bis vier Häusern und einem kleinen Bootsanleger besteht – müssen wir nicht lange warten. Passagiere und Gepäck werden passgenau auf das kleine Zodiak verladen und dann geht’s auch schon los.

Etwa 40 Minuten später legen wir in Ushuaia an. Sofort spüre ich, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Im Vergleich zu Puerto Williams ist Ushuaia geradezu eine Großstadt ;-).

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Nach dem Aussteigen und Ausladen unseres Gepäcks müssen wir uns alle den Stempel für die Einreise nach Argentinien abholen. Unser Gepäck wird geröntgt und von einem Spürhund abgeschnüffelt, aber ansonsten verläuft die Prozedur recht problemlos ab.

Ich verabschiede mich von Charlotte und Sophia und marschiere los, um nach einer Unterkunft zu suchen. Von Puerto Williams aus hatte ich per eMail bei ein paar Hostels angefragt, aber immer nur Absagen erhalten. Ushuaia gilt in der Hochsaison als äußerst schwierig, was das Finden einer Unterkunft angeht. Eines der angeschriebenen Hostels hat mir aber ein anderes, das Hostel Momo, empfohlen und mir angeboten, dort eine Reservierung für mich zu machen. Von eben diesem Hostel hatte ich kurz zuvor von einer anderen Backpackerin gehört und die Reservierung veranlasst. Allerdings konnte ich gestern meine eMails nicht mehr checken und weiß daher nicht, ob diese Reservierung geklappt hat oder nicht. Ich steuere also direkt das Hostel Momo an. Von außen wirkt das Gebäude wie ein Container und macht keinen besonders einladenden Eindruck. Der Betreiber öffnet mir das Tor, macht dann aber keine Anstalten, sich um mich zu kümmern. Ich stehe also ein paar Minuten im Garten des Hostel, bis er endlich auftaucht. Wie sich herausstellt habe ich tatsächlich eine Reservierung für drei Nächte.

Da ich kurz zuvor noch eine eMail von Renée und Duncan erhalten habe, suche ich gleich deren Unterkunft auf, die vielleicht qualitativ etwas besser ist. Dort ist jedoch fraglich, ob noch etwas frei ist. Als ich außerdem den Preis höre, hat sich die Sache für mich erledigt. Also kehre ich zum Hostel Momo zurück, wo ich ohnehin bereits meine Sachen zurückgelassen habe.

Dort genieße ich eine Zeitlang das stabile und einigermaßen schnelle WLAN und ziehe dann los, um ein wenig die Stadt zu erkunden und Infos einzuholen. Im Tourismus-Büro erhalte ich einige interessante Infos zu Tagesausflügen und verabrede mich via eMail außerdem mit Renée und Duncan zum Abendessen. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und so pausiere ich meinen weiteren Spaziergang für einen Moment. Als es wieder trocken ist flaniere ich den restlichen Nachmittag durch die Stadt und treffe dabei auch wieder auf Sophia und ihre Eltern. Unterwegs komme ich an einem beeindruckenden Denkmal für die Helden des Falklandkrieges vorbei. Argentinien beansprucht die seit dem Krieg von 1982 unter britischer Herrschaft stehenden Inseln bis heute. Von der Halbinsel auf der anderen Seite der Bucht gelingen mir außerdem ein paar schöne Fotos von der Stadt und den dahinter aufragenden Gipfeln.

Am frühen Abend besorge ich noch Proviant für einen Tagesausflug morgen und kehre dann ins Hostel zurück. Um halb Acht ziehe ich wieder los, um mich mit Renée und Duncan zum Abendessen zu treffen. Wir gehen in einem hervorragenden Steakhouse essen – ganz nach argentinischer Art. Nach einer Woche vegetarischer und nach esoterischen Regeln korrekter Kost ist das ein ganz besonderer Genuss – Molly wäre entsetzt ;-).

Cerro La Bandera

(Nachtrag von Dienstag, 21.01.2014)

Endlich wieder eine Nacht in einem richtigen Bett! Ich kann mich zwar nicht beschweren, an Bord der Northanger schlecht geschlafen zu haben, aber ein richtiges Bett ist im Vergleich zu den dort sehr engen Kojen doch ein echter Luxus! Noch dazu ist die Hospedaje Pusaki eine wirklich nette Unterkunft.

Nach dem Aufstehen will ich schon in Richtung Museum bzw. Yachtclub losziehen, da bemerke ich, dass hier offensichtlich ein Frühstück im Preis inbegriffen ist. Irgendwie hatte ich damit nicht gerechnet und bereits ein paar Kekse gegessen. Aber ein richtiges Frühstück lasse ich mir natürlich nicht entgehen ;-).

Dann ziehe ich tatsächlich los. In einem kleinen Tourismus-Kiosk bekomme ich einige ausführliche Tipps zu kurzen Wanderungen. Da es aber noch recht bewölkt ist und nach Regen aussieht, statte ich erstmal dem Museum einen Besuch ab. Allerdings nicht wegen des Museums, sondern wegen des kostenlosen Internet-Zugangs dort ;-). Schließlich war ich mit Ausnahme der kurzen Online-Sessions nach unserer Ankunft und gestern für eine Woche offline. Ich aktualisiere die Karte in meinem Blog, Suche nach einer Unterkunft in Ushuaia und erledige sonst noch ein paar organisatorische Dinge.

Gegen 13:00 Uhr laufe ich zurück zur Hospedaje und bereite mich für die geplante Tageswanderung vor. Im Supermarkt gegenüber besorge ich den notwenigen Proviant und wenig später ziehe ich los. Da das Wetter immer noch nicht so richtig mitspielt, pausiere ich nochmal vor dem Museum. Dieses hat zwar zur Siesta geschlossen, das WLAN kann man aber unter dem Vordach sitzend auch nutzen. Und ich bin nicht der einzige, der das erkannt hat. Die Treppe des Museums scheint auf diese Art und Weise zu einem Backpacker-Treffpunkt zu werden. Ich komme mit einer Finnin und einem Amerikaner ins Gespräch. Wir tauschen die üblichen Reisegeschichten aus und ich bekomme einen Tipp für eine Unterkunft in Ushuaia. Die Pause nutze ich gleichzeitig zum Mittagessen.

Irgendwann scheint sich das Wetter ein wenig zu bessern und ich laufe los. Wohin weiß ich noch nicht genau. Meine ursprüngliche Idee war ein Aufstieg zum Cerro La Bandera, einem 600 Meter hohen Berg hinter dem Dorf mit einer chilenischen Flagge auf dem Gipfel. Im Tourismus-Büro habe ich aber von einem weiteren Weg entlang der Küste der Halbinsel, auf der sich der kleine Flughafen befindet, erfahren. Da beide Wege vom gleichen Ausgangspunkt starten, laufe ich einfach erstmal der Schotterpiste nach aus dem Dorf hinaus. An einer überlebensgroßen und ziemlich kitschigen Marienstatue teilt sich dann der Weg und ich entscheide mich spontan für den Aufstieg auf den Cerro La Bandera. Spontane Entscheidungen haben mir auf dieser Reise ja schon das eine oder andere tolle Erlebnis eingebracht…

Zunächst folge ich für vielleicht weitere 15 Minuten der Schotterpiste, bis diese an einem Wasserreservoir endet. Hier beginnt auch der eigentliche Pfad zum Cerro La Bandera, der mit dem ersten Teil des großen Circuito Navarino identisch ist. Der Weg steigt steil durch Lenga-Wald an und ist zum Teil sehr matschig. Und leider beginnt es unterwegs auch wieder zu regnen :-(. Ich bin froh, meine Regenhose mitgebracht zu haben – eine allein für diese Reise bereits lohnenswerte Anschaffung.

Da der Weg durch den Wald führt, kann ich nur ab und an einen eingeschränkten Blick auf Puerto Williams und den Beagle Channel unter mir erhaschen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde Aufstieg erreiche ich aber einen Mirador, von dem ich den ersten tollen Ausblick genießen kann. Und er ist trotz schlechtem Wetter wirklich toll! Hier lege ich eine kurze Rast ein.

Ich folge dem Weg weiter und erreiche nach einer weiteren halben Stunde den Aussichtspunkt unterhalb der Flagge, von der ich allerdings noch nichts sehen kann. Da ich nun oberhalb der Baumgrenze stehe habe ich einen hervorragenden Ausblick auf den Beagle Channel. Trotz Wolken kann ich sogar Ushuaia in der Ferne erkennen.

Die Neugierde treibt mich an, auch noch den letzten Rest des Weges bis zur Flagge weiter zu gehen, obwohl es inzwischen leicht angefangen hat zu schneien. Ein paar Minuten später stehe ich auf dem flachen Gipfel – eher ein Hochplatteau – neben der Flagge. Auch von hier und einem nahen Aussichtspunkt genieße ich den Ausblick auf Puerto Williams und den Beagle Channel. Außerdem nutze ich die Gelegenheit für eine weitere Rast.

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Als es mir langsam kalt wird, beginne ich mit dem Abstieg. Auf gleichem Weg erreiche ich nach etwa einer dreiviertel Stunde die Schotterpiste beim Wasserreservoir. Inzwischen regnet es deutlich stärker. Da ich aber nicht warten will laufe ich zügig durch den Regen zurück ins Dorf. Dort angekommen gehe ich direkt in die Mcalvi Bar im Yachtclub, um dort meine Sachen zu trocknen, mich selbst aufzuwärmen und gleichzeitig das WLAN zu nutzen ;-).

Ich verbringe fast zweieinhalb Stunden in der super gemütlichen Bar und mache mich auf den Rückweg zur Hospedaje, als meine Sachen weitestgehend trocken sind und der Akku meines Smartphones fast leer ist. Unterwegs kehre ich zum Abendessen noch in einem der sehr wenigen Restaurants ein. Das Sandwich schmeckt mir nach einer Woche strikt vegetarischer Kost sehr gut, auch wenn es an sich nichts besonderes ist.

Zurück in der Unterkunft vervollständige ich noch ein wenig mein Blog und gehe dann schlafen. Morgen fahre ich mit dem Schnellboot nach Ushuaia.

Ankunft in Puerto Williams

(Nachtrag von Sonntag, 19.01.2014)

Heute steht uns die letzte Etappe entlang des Beagle Channels nach Puerto Williams bevor. Nach der Computer-Reparatur gestern Abend wird aus dem Vorsatz, um 07:00 Uhr aufzustehen natürlich nichts. Um 08:00 Uhr schleiche ich so leise wie möglich auf die Toilette und kuschele mich anschließend wieder in meinen warmen Schlafsack – in der Hoffnung, niemanden geweckt zu haben :-). Gegen 09:00 Uhr kommt dann Leben auf und wie jeden Morgen lichten wir nach einer Runde Kaffee den Anker. Duncan und ich holen die Landleinen ein und hieven das Dinghi an Bord, während sich Molly und Renée um den Anker kümmern.

Die Fahrt aus der Bucht heraus bietet uns einige tolle Ausblicke auf die schneebedeckten Berge nördlich und südlich des Beagle Channels, sowie auf den Gletscher, an dessen Füße wir die letzte Nacht verbracht haben. Verglichen mit den letzten Tagen haben wir heute das beste Wetter. Sogar ein wenig blauer Himmel ist zu sehen und ab und an zeigt sich kurz die Sonne.

Wir nehmen Kurs auf Puerto Williams. Unterwegs überholen wir ein anderes, französisches Segelschiff. Ich bespreche kurz mit Renée und Duncan das weitere Vorgehen nach unserer Ankunft in Puerto Williams. Da wir aber nicht genau wissen, ob wir mit Greg und Molly weiter nach Ushuaia fahren können, kommen wir zu keinem abschließenden Ergebnis. Es ist immer noch die Frage offen, ob Greg Passagiere über die Grenze nach Argentinien mitnehmen darf bzw. welche bürokratischen Hürden dafür zu überwinden sind. Außerdem möchte ich eigentlich einen Tag in Puerto Williams verweilen und ein wenig die Gegend erkunden, bevor ich nach Ushuaia fahre, von wo am 25. Januar mein Bus zurück nach Punta Arenas fährt.

Am frühen Nachmittag genießen wir herrliches Wetter mit teilweise blauem Himmel und Sonnenschein. In diesem Licht ist die Landschaft um uns herum noch spektakulärer als ohnehin schon. Noch dazu frischt der Wind ein wenig auf und wir können eine ganze Weile segeln. Gegen 15:00 Uhr kommt Ushuaia in Sicht und wir ziehen langsam aber stetig an der südlichsten Stadt der Welt vorbei. In wenigen Tagen werde ich wieder hier sein – dann allerdings an Land.

Kurz nachdem wir Ushuaia passiert haben frischt der Wind deutlich auf, so dass wir sogar regten müssen. Mir ist zuvor schon aufgefallen, dass Greg diesbezüglich extrem vorsichtig ist und äußerst frühzeitig refft. Vielleicht liegt das auch daran, dass er die Gegend hier am südlichen Ende der Welt gut kennt.

Am frühen Abend erreichen wir dann Puerto Williams. Am einzigen Anleger, einem zum Teil gesunkenen deutschen Frachtschiff herrscht reger Betrieb. Zunächst ist fraglich, ob wir überhaupt einen Platz bekommen oder ansonsten in der Bucht ankern müssen. Aber dann können wir im Päckchen an einer 63 Fuß langen Segelyacht festmachen. Über zwei weitere Boote erreichen wir so bequemer festen Boden unter den Füßen, als ständig mit dem Dinghi hin und her fahren zu müssen.

Viel passiert heute nicht mehr. Als eine der ersten Amtshandlungen genieße ich eine ausführliche Dusche – nach sieben Tagen ohne ist das wie eine Wiedergeburt ;-). Anschließen drehe ich mit Renée und Duncan noch eine kurze Runde durch das Dorf. Das Abendessen fällt heute flach und wir verkriechen uns bald in unsere Kojen.