Curitiba – die Ausnahmestadt

Am ersten März-Wochenende habe ich Fábio in Curitiba besucht und mir diese Ausnahmestadt Brasiliens angeschaut. Curitiba gilt als sauberste Großstadt Brasiliens und ist mit ihren Umweltschutz- und Nahverkehrsprogrammen vielen Städten in Europa um Jahre voraus. Mehrfach wurden Curitiba die wichtigsten Umweltpreise der Welt verliehen, darunter 1997 der 1. Preis für “Stadt- und Lebensqualität der UNO wegen der vielen Grünflächen und Parks. Neben diesen Parks hat Curitiba angeblich ein sehr gutes Bussystem, das ich allerdings nicht getestet habe, da mich Fábio mit dem Auto herumgefahren hat ;-)…

Am Donnerstag Abend bin ich direkt von der Arbeit zur Rodoviária aufgebrochen. Diesmal war ich allein, da Zarko keine Zeit oder Lust hatte, den Ausflug mitzumachen. Mit dem Bus ging es dann in ca. vier Stunden direkt nach Curitiba, von denen ich die letzten anderthalb bis zwei Stunden verschlafen habe ;-). Fábio hat mich dann an der Rodoferroviária abgeholt und von dort sind wir direkt zu seinem Apartment gefahren. Da er selbst am nächsten Tag arbeiten und ich für meinen Tagesausflug mit dem Serra Verde Express wieder recht früh wieder an der Rodoferroviária sein musste, fanden an diesem Abend keine Aktivitäten mehr statt.

Am nächsten Morgen setzte mich Fábio auf dem Weg zur Arbeit an der Rodoferroviária ab, von wo ich mit dem Serra Verde Express ursprünglich in das etwa 150 km entfernte Paranaguá an der Küste fahren wollte. Vor Ort erfuhr ich dann aber, dass der Zug an diesem Tag nur bis Morretes fuhr, was mich aber nicht davon abhielt, die Tour trotzdem zu machen. Zumal die Strecke bis Morretes sowieso der Höhepunkt der Fahrt sein soll.

Gegen 8:15 Uhr ging es los. Zunächst fuhren wir eine ganze Zeit lang durch die Landschaft auf der Hochebene, auf der Curitiba auf ca. 900 Meter über NN liegt. Dann ging es in das Küstengebirge der Serra do Mar und auf einer sehr kurvenreichen Strecke immer weiter abwärts in die Ebene von Paranaguá. Die Aussicht auf die wilde und völlig bewaldete Bergwelt der Serra do Mar war phantastisch! Der Zug schlängelte sich an den Berghängen entlang und umrundete den wohl höchsten Berg (vermutlich Pico do Marumbi) mit seiner felsigen Spitze. Das Meer konnten wir wegen der etwas eingeschränkten Sicht leider nicht sehen, wie ich es zuvor gelesen hatte. Und auch auf die sehr spektakulären Abschnitte der Strecke, während denen man angeblich von den linken Sitzplätzen (von denen ich per Zufall einen ergattert hatte) direkt in den senkrecht neben dem Gleis abfallenden Abgrund sehen konnte, wartete ich – abgesehen von einem sehr kleinen Stück – vergebens. Vielleicht waren diesbezüglich meine Erwartungen aufgrund der Beschreibungen im Reiseführer und auf der Website des Serra Verde Express einfach auch ein wenig zu hoch gesteckt. Die gesamte Fahrt war jedenfalls trotzdem ein super Erlebnis und ein Highlight dieses Ausflugs nach Curitiba, das ich auf gar keinen Fall missen wollte.

Bereits bei der Fahrt einige Kilometer vor Morretes hatte man das Gefühl in einer anderen Welt angekommen zu sein. Bisher habe ich von Brasilien – abgesehen von Foz do Iguacu und der Ilha de Santa Catarina – ja nur Städte oder deren direkte Umgebung gesehen. Hier schien irgendwie die Zeit still gestanden zu sein. Der Zug fuhr durch vollkommen ländliches Gebiet mit Plantagen und kleinen Siedlungen und unterwegs winkten immer wieder Kinder dem langsam vorbeizuckelnden Zug zu.

In Morretes angekommen, wollte ich mich erstmal um ein Ticket für den Bus zurück nach Curitiba kümmern. Also erkundigte ich mich auf Portugiesisch bei einem der Zugbegleiter nach dem Weg zur Rodoviária. Als dieser merkte, dass ich in der Sprache nicht heimisch bin, fragte er gleich: “English?”. Das ist mir hier in Brasilien bisher noch nicht so häufig passiert. Nachdem ich also wusste, wohin, wieso, warum, zog ich los, um mir das kleine Städtchen Morretes anzuschauen. Es war nichts besonderes, aber insgesamt ein nettes kleines Städtchen an einem kleinen Fluss und inmitten der Plantagen-Landschaft.

Da es bereits Mittag war, suchte ich mir erstmal ein schönes Restaurant am Fluss und genoss mein Mittagessen. Das für diese Region typische Barreado traute ich mich allerdings nicht zu versuchen, da ich gelesen hatte, dass es aus sehr fettigem Fleisch zubereitet wird. Anschließend bummelte ich noch ein wenig durch die Stadt. Mein Bus zurück nach Curitiba fuhr bereits am Nachmittag, so dass die Zeit leider nicht mehr reichte, noch ein Städtchen weiter nach Antonina zu fahren. Aber ich bin ja noch eine Weile in Brasilien und werde garantiert in die Gegend um Paranaguá zurückkehren, schon alleine weil es dort die angeblich sehr schöne Ilha do Mel und den Parque Nacional de Superagüi zu sehen gibt…

Gegen 16:00 Uhr fuhr dann mein Bus über die Estrada da Graciosa zurück nach Curitiba. Diese alte Straße durch das Küstengebirge gilt als Gegenstück zur Fahrt mit dem Serra Verde Express. Leider hatte sich das Wetter inzwischen deutlich verschlechtert, so dass wir von der Bergwelt nicht mehr so viel sehen konnten. Außerdem führte die Straße größten Teils durch den Wald. Trotzdem war die Aussicht aber an manchen Stellen sehr schön, gerade auch weil die Berggipfel teilweise im Nebel verschwanden und dadurch die ganze Atmosphäre ein wenig gespenstisch wirkte.

Fábio holte mich nach meiner Ankunft an der Rodoferroviária ab und nach ein paar Stunden Ausruhen in seinem Apartment trafen wir uns zum Abendessen mit zwei Freunden von ihm in einem spanischen Restaurant. Da die beiden kein Englisch konnten, war ich gezwungen portugiesisch zu sprechen, was insgesamt aber ganz gut ging. Leider habe ich zu wenig Gelegenheit dazu, da “man” einfach zu faul ist, wenn man weiß, dass die Gesprächspartner auch perfekt Englisch verstehen ;-)… Zumal ich immer noch Probleme mit der sehr schwierigen Aussprache und damit Hemmungen vor dem freien Sprechen habe.

Für den nächsten Tag hatte Fábio eine Tour durch die Stadt zu den schönsten Sehenswürdigkeiten geplant. Mit dem Auto fuhren wir diese gezielt an, was es zwar ein wenig “touristisch” nach dem Motto “Checkliste” werden ließ, es mir auf der anderen Seite aber ermöglichte sehr viele verschiedene Dinge in der Stadt zu sehen. Trotz angeblich sehr gutem öffentlichen Verkehrssystem wäre das mit dem Bus an einem Tag zumindest in diesem Umfang kaum möglich gewesen.

Zunächst ging’s zum Parque Tingüi, in dem sich ein Denkmal zu Ehren der ukrainischen Einwanderer in Curitiba bzw. Paraná befindet. Von dort in den Parque Tanguá, einem der größten Parks in Curitiba, der – wie die anderen auch – sehr schön und mit Liebe zum Detail angelegt war (Wasserspiele mit künstlichem Wasserfall, Tunnel als Verbindung der zwei ehemaligen Steinbrüche, etc.). Anschließend besichtigten wir die Ópera de Arame, deren Eisenkonstruktion sehr schön in einem kleinen künstlich angelegten Park liegt. Sie war wirklich das ungewöhnlichste “Opernhaus”, das ich bisher gesehen habe. Dasselbe trifft auch auf die Universidade Livre do Meio Ambiente zu, die auf unserem Trip an nächster Stelle stand. Diese kleine “Universität” liegt inmitten eines künstlich angelegten Dschungels und bietet kostenlose Kurse im Bereich Umweltschutz an. Die kleinen Gebäude hängen in einem Holzgerüst praktisch in der Felswand einer kleinen Schlucht mit einem See (siehe Fotos) – wirklich eine sehr eigenwillige Konstruktion.

Am Bosque Alemão, einem Park mit Denkmal zu Ehren der deutschen Einwanderer, war wieder gut die Liebe zum Detail der Curitibanos zu bewundern. Auf dem Fußweg zur Casa da Bruxa (= Hexenhäuschen) wurde das Märchen “Maria e João” (= Hänsel und Gretel) auf liebevoll angelegten Tafeln am Wegrand erzählt. In der Casa da Bruxa selbst wurden wir dann von einer sehr “modernen” Hexe empfangen, die dort doch tatsächlich verkleidet auf Besucher wartete und ganz begeistert von der Idee war, Fotos von Fábio und mir im Hexengewand zu machen (siehe Fotos).

Von hier ging es quer durch die Stadt zum Jardim Botânico, dem Botanischen Garten der Stadt. Dieser war verglichen mit den botanischen Gärten, die ich in Deutschland bereits gesehen habe, aber enttäuschend. Im Prinzip war es nichts weiter als ein weiterer Park mit einem kleinen Gewächshaus, das aber bis auf seine Architektur selbst nicht der Rede wert war. Inzwischen war es bereits deutlich nach Mittag und wir kehrten für ein Mittagessen in einem Fastfood-Restaurant ein, das wir auf dem Weg gesehen hatten.

Anschließend ging es zum Bosque João Paulo II, dem Papstwald, der zu Ehren des Papstes Johannes Paul II bei dessen Besuch 1980 eröffent wurde. Unter den Parks, die ich bisher gesehen hatte, war dieser eher unscheinbar und nicht unbedingt ein “Muss” auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Ganz anders das Museu Oscar Niemeyer unmittelbar neben dem Park, das vor allem wegen seiner für den Star-Architekten Oscar Niemeyer bekannten verrückten Architektur etwas ganz besonderes war. Das Gebäude bestand aus einem sehr flachen, in blendendem Weiß gestrichenen und sehr futuristisch wirkenden Teil und einem Turm, an dessen Spitze eine riesige ovale Plattform in Form eines Auges thronte. Oscar Niemeyer hat unter anderem auch Brasília, die Hauptstadt Brasiliens entworfen, die als die einzige futuristische Hauptstadt der Welt gilt und die ich mir auf meiner Reise durch Brasilien im Juli/August wahrscheinlich noch anschauen will. Er hat deutsche Vorfahren, ist aber in Rio de Janeiro geboren und selbst heute noch im Alter von 99 Jahren als Architekt tätig. Die Ausstellung moderner Kunst verschiedenster Epochen im Museum selbst war für Fábio und mich als “Kunstbanausen” eher weniger interessant.

Nach diesem beeindruckenden Gebäude, das eines der Highlights auf unserer Tour war, ging es zum Fernmeldeturm der Brasil Telecom, von dem wir eine tolle Aussicht über die Stadt hatten. Als letzte Station auf unserer “Erkundungsreise” hielten wir noch kurz im Parque Barigüi, der zu dieser Zeit am Nachmittag aber bereits sehr überlaufen war. Außerdem waren wir beide ziemlich erschlagen von der trotz Auto anstrengenden Tour und so fuhren wir anschließend zurück zu Fábios Apartment. Zum Abendessen ging es einige Stunden später dann zusammen mit Richter, ebenfalls ein ehemaliger AIESECer, nach Santa Felicidade, dem italienischen Viertel Curitibas. Die Atmosphäre dort war ein Erlebnis für sich, das Ródizio selbst zwar gut, aber nichts wirklich besonderes. Damit war ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende, an dem ich dank Fábio unheimlich viel gesehen hatte!

Da ich die meisten Sehenswürdigkeiten Curitibas bereits gesehen hatte, hatten wir uns für Sonntag nicht mehr so viel vorgenommen. Erstmal schliefen wir ein wenig länger aus und fuhren dann in die Innenstadt, um ein wenig über den dortigen Feira de Artensanato zu bummeln, einem Markt mit allem Möglichen von Kunst über T-Shirts und Spielzeug bis hin zu Oldtimern (allerdings nicht zum Kaufen *g*). Nachdem in Florianópolis Sonntags wie in den meisten brasilianischen Städten absolute “tote Hose” herrscht, war die Geschäftigkeit hier noch einmal ein Erlebnis. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig durch die restliche Innenstadt, besichtigten den Passeio Publico und die Shopping Mall, die in und um den alten Bahnhof Curitibas errichtet wurde. Danach war meine Besichtigung von Curitiba komplett und wir fuhren zum Apartment zurück, wo ich die letzten paar Stunden vor meiner Rückfahrt nach Floripa am Abend mit Relaxen verbrachte.

Gegen 18:30 Uhr fuhr dann mein Bus zurück nach Floripa, wo ich gegen 22:00 Uhr ankam. Damit war ein weiteres ereignisreiches Wochenende zu Ende, an dem ich in kurzer Zeit sehr viel gesehen und erlebt habe – vielen Dank an Fábio!!!

Eine neue Bleibe…

Wie einige von euch ja schon mitbekommen haben, bin ich letzte Woche umgezogen. Hier nun die ganze Geschichte in voller Ausführlichkeit mit allen Hintergründen, Überlegungen und Ergebnissen ;-)…

Anfang Januar überraschte mich Cleber, mein Mitbewohner im alten Apartment, mit der Neuigkeit, dass er zum Ende des Monats in ein Apartment in Estreito umziehen würde. Dieses gehörte seinem Freund, der es ursprünglich verkaufen und es statt dessem nun ihm zur Verfügung stellen wollte. Er ließ mir die Wahl, mit ihm in dieses Apartment umzuziehen oder in Abraao zu bleiben und einen neuen Mitbewohner zu finden. Als Grund für seinen Umzug gab er an, dass das neue Apartment wesentlich günstiger sei.

Für mich kam diese Veränderung sehr überraschend, obwohl ich mich schon gewundert hatte, wo Cleber die ganze Zeit war. Seit Weihnachten war er Abends praktisch nie zu Hause und schien die meiste Zeit bei seinem Freund Lino zu verbringen. Noch dazu hatte ich nicht besonders viel Zeit, mich zu entscheiden, da wir angeblich innerhalb einer Woche den Eigentümern des bisherigen Apartments Bescheid geben mussten. Also schaute ich mir das neue Apartment an und traf nach ein paar Überlegungen hin- und her meine Entscheidung, mit Cleber dorthin umzuziehen. Viel anderes blieb mir eigentlich auch nicht übrig, da ich wegen meiner Arbeit nur sehr wenig Zeit hatte, nach einem neuen Mitbewohner oder einer neuen Bleibe zu suchen. Noch dazu reichten meine Sprachkenntnisse dafür noch nicht aus, weshalb ich auf die Hilfe der AIESECer angewiesen war. Und dass dies nicht besonders gut funktioniert habe ich ja bereits während meiner Wohnungssuche nach meiner Ankunft in Brasilien erlebt.

Das neue Apartment war insgesamt zwar viel größer als das alte, mein Zimmer jedoch sehr klein. Außerdem hätte ich nicht mehr zur Arbeit laufen können, sondern jeden Tag einen Bus nehmen müssen, was bei meinem recht knappen Gehalt auch eine Kostenfrage war. Entgegen Clebers Ankündigungen war das neue Apartment mit allen versteckten Kosten an sich bereits teurer als das alte.

Nachdem ich also meine Entscheidung getroffen hatte, wartete ich darauf, wie es weitergehen würde. Wir legten uns für den Umzug auf das letzte Wochenende im Januar fest und bis dahin wollte Cleber noch ein paar Dinge abklären – u.a. welche Möglichkeiten es für den Internet-Zugang im neuen Apartment gab. Die Zeit verstrich und ich wartete jeden Tag auf Neuigkeiten…

Einige Zeit später kamen diese auch – allerdings fielen sie mal wieder völlig anders aus als erwartet… Lino hatte sich nun doch dazu entschieden, das Apartment zu verkaufen, weshalb Cleber und ich in Abraão bleiben würden. Im Prinzip war mir das lieber, trotzdem kam es jetzt wo ich meine Entscheidung getroffen hatte doch sehr überraschend!

Scheinbar blieb also alles beim alten… scheinbar… Doch eines ist in Brasilien ziemlich sicher: Nämlich, dass nichts sicher ist ;-)…

Die folgenden Wochen war Cleber wieder praktisch nicht zu Hause und irgendwie ahnte ich bereits schlechte Neuigkeiten. Ende Januar kamen diese dann auch in Form einer eMail, in der mir Cleber mitteilte, dass er Ende Februar aus dem Apartment in Abraão ausziehen würde. Da er zu seinem Freund Lino ziehen wollte, stand ich nun endgültig allein da und musste schnellst möglich entweder einen Nachmieter oder eine neue Bleibe finden.

Da ich immer noch die Illusion hatte, dass AIESEC ja für Dinge wie diese verantwortlich war und mir helfen würde, teilte ich den Membern mein Problem umgehend mit und bat sie um Hilfe. Wie bereits nach meiner Ankunft in Brasilien versprachen mir alle ihre Unterstützung und versicherten mir, dass bald eine Lösung gefunden sein würde. Tatsächlich etwas dafür zu unternehmen kam ihnen allerdings nicht wirklich in den Sinn und so verstrich Tag für Tag die Zeit. Zwar versuchte ich selbst ein wenig nach einer Lösung zu suchen, hatte aber vor allem wegen meiner begrenzten Zeit während der Woche und meinen beschränkten Sprachkenntnissen keinen Erfolg.

Als schließlich das Ende des Monats näher kam, schien Naiara (eine der AIESECerinnen) tatsächlich ein wenig nach einer neuen Bleibe für mich zu suchen und hatte nach ein paar Tagen auch zwei interessante Angebote gefunden. So schnell wie möglich wollte ich mir diese anschauen, was aber ein neues Problem zu sein schien: Zuerst hatte Naiara und keiner der AIESECer Zeit, dann war der Eigentümer eines der beiden Apartments nicht zu Hause. Schließlich verbrachte ich das letzte Januar-Wochenende damit, darauf zu warten, dass dieser sich wegen eines Besichtigungstermins bei Naiara melden würde. Am Sonntag Abend konnten wir dann endlich das Apartment besichtigen, während das zweite Angebot inzwischen bereits vergeben war oder in Wirklichkeit nie existiert hatte…

Das fragliche Apartment in Estreito gefiel mir bei der Besichtigung auf Anhieb recht gut. Lediglich ein paar Kleinigkeiten gaben mir ein wenig zu denken und machten die Entscheidung nicht einfach. Trotzdem entschied ich mich nach einem Tag Bedenkzeit (viel Zeit hatte ich ja nicht), in das neue Apartment umzuziehen. Da mir Naiara zugesichert hatte, mir beim Umzug meiner wenigen gebrauchten Möbel zu helfen, verließ ich mich natürlich darauf. Leider musste ich erneut erfahren, wie schnell Brasilianer ihre Meinung ändern können: Urplötzlich hatte sie einen Test an der Uni und damit keine Zeit. Da der Monat bald zu Ende war und ich eine weitere Mietzahlung für das alte Aparment vermeiden wollte, versuchte ich verzweifelt, jemand anderen zu finden, der mir beim Umzug helfen würde. Außerdem hatte ich für das erste März-Wochenende einen Besuch bei Fábio in Curitiba eingeplant und meine Bustickets bereits gekauft. Da keiner der AIESECer wegen Prüfungen oder verlegten Autopapieren zur Verfügung stand, erklärte sich schließlich mein Boss Thiago spontan bereit, mir noch am selben Abend beim Umzug zu helfen.

Entsprechend spontan verlief dieser dann auch: Nach der Arbeit stürmte ich letzten Dienstag regelrecht nach Hause, packte meine Sachen zusammen und traf mich 1,5 Stunden später mit Thiago (meinem Boss). Wir stopften so viel wie möglich in seinen kleinen Fiat Uno und machten uns auf den Weg zum neuen Apartment. Fotos von mir selbst auf dem Beifahrersitz mit einem Bürostuhl auf dem Schoß habe ich leider nicht, da meine Kamera bereits irgendwo verpackt war.

Als wir beim neuen Aparment angekommen waren, mussten wir feststellen, dass Thiago (der Eigentümer) trotz vorheriger Absprache spontan weggefahren war und keiner wusste, wann er wiederkommen würde. Da er auch per Handy nicht erreichbar war, luden wir die Möbel und das Gepäck vor der Wohnungstür ab und erledigten gleich noch die zweite Fuhre. Wenig später kam der Vermisste dann auch freudestrahlend und mit unschuldiger Miene (er war spontan schwimmen gegangen) zurück und wir konnten die Sachen endlich in die Wohnung bringen. Gegen halb 1 Uhr nachts war mein Umzug dann abgeschlossen.

Das neue Apartment hat insgesamt 3 Zimmer, ein kleines Wohnzimmer, Küche und Bad. Es gehört Thiago, der bisher allein darin wohnte. Ende März will er ausziehen und Platz für seine Ex-Frau/Freundin machen. Ob in das 3. Zimmer noch ein weiterer Mieter einziehen wird ist noch nicht sicher. Laut eigener Aussage ist Thiago das aber auch ziemlich egal und er sucht wohl nicht explizit nach jemandem. Zur Arbeit habe ich es nun ein wenig weiter, kann bei Bedarf aber einen Bus nehmen, was bisher nicht möglich war. Auch zum Angeloni-Supermark (der nächsten wirklichen Einkaufsmöglichkeit) ist es ein wenig weiter. Dafür bin ich mit einem der zahlreichen Busse, die praktisch direkt vor der Haustür abfahren etwas schneller im Zentrum auf der Insel als bisher. Insgesamt ist das Apartment ein wenig günstiger als es das alte in Abraão für mich allein gewesen wäre. Außerdem wohnen ein weiterer Mitarbeiter von Módula und ein Freund von Thiago (meinem Boss) in dem Condominio, in dem sich das Apartment befindet. Letzteren habe ich bei Thiagos “politisch korrektem” Churrasco im Januar kennen gelernt und mich gut mit ihm unterhalten. Ich werde hier also hoffentlich mehr Kontakt zu Einheimischen haben als bisher, was auch ein Grund für meinen Umzug war.

Ein Gringo beim Carnaval – Teil 2

Hier nun der zweite Teil meines Berichts über meine Carnaval-Erfahrungen in Brasilien…

Am Montag war im Prinzip “offizielle Carnaval-Ruhepause”. In manchen Firmen wurde sogar gearbeitet, wir hatten jedoch auch diesen Brücken-Tag frei. Ursprünglich wollten Tiago und Kathrin an den Strand gehen, was aber wegen des schlechten Wetters ins Wasser fiel. Seit Sonntag Abend war es deutlich kühler geworden (nur ca. 17 Grad) und es regnete immer wieder. Also traf ich mich statt dessen zum Mittagessen mit ihnen im Centro und anschließend besichtigten wir ein wenig die Teile der Innenstadt, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Außerdem wollte ich eigentlich in eines der Museen, über die ich in meinem Reiseführer gelesen hatte. Diese waren allerdings alle geschlossen, so dass auch das leider nicht möglich war. An Tagen mit schlechtem Wetter gibt es hier in Floripa scheinbar eher weniger zu tun, womit ich nun auch die Erzählungen von Michal und Younes nachvollziehen kann, wonach im brasilianischen Winter hier so ziemlich “tote Hose” herrschen soll.

Vor allem weil es Kathrins vorletzter Tag in Brasilien war, wollten wir aber nicht schon wieder nach Hause und fuhren deshalb nach Lagoa. Trotz des schlechten Wetters war dort ziemlich viel los und um nicht in dem üblichen Stau fest zu stecken, fuhr Tiago einen Umweg um den südlichen Teil des Lagoa da Conceição, was mir eine kleine Tour durch eine bisher unbekannte Gegend der Insel bescherte. In Lagoa angekommen, schlenderten wir ein wenig durchs Zentrum und gingen anschließend in der “Casa do Suco” (oder so ähnlich) etwas trinken. Erst als wir dort waren erkannte ich den Ort wieder: An meinem ersten Tag in Brasilien hatten mich die AIESECer Abends hierhin mitgenommen.

Nachdem wir in aller Ruhe einen der vielen verschiedenen Säfte von mir zum Teil unbekannten tropischen Früchten genossen und uns ein wenig unterhalten hatten, ging’s zurück ins Centro, wo ich an diesen Abend noch Sprachkurs hatte – schließlich war es ja ein “halber Arbeitstag” ;-)…

Am Dienstag Abend findet traditionell die Parade der Sieger Samba-Schule und der Zweitplatzierten statt. Da ich seit Sonntag Nachmittag abgesehen von Tiago und Fábio weder von den AIESECern noch von Zarko etwas gehört hatte, beschloss ich einmal mehr, den Tag selbst in die Hand zu nehmen. Schon immer wollte ich die in meinem Reiseführer als sehenswert beschriebenen Inselorte Riberão da Ilha und Santo Antônio de Lisboa besuchen.

Also machte ich mich um die Mittagszeit auf den Weg nach Riberão da Ilha. Dort schlenderte ich ein wenig durch die Gassen des wirklich sehr schönen Fischerortes, in dem jedes Haus in einer anderen Farbe gestrichen zu sein schien. Auf dem Rückweg kehrte ich zu einem verspäteten Mittagessen in ein sehr schön gelegenes Restaurant direkt am Meer ein – die Fisch-Restaurants, an denen ich bisher vorbei gekommen war, waren mir schlicht zu teuer. Zumal ich kein großer Freund von Seafood bin, was die Auswahl vor allem in Orten wie diesem natürlich stark einschränkt. Riberão da Ilha scheint zumindest auf der Insel für seine Austern-Zucht bekannt zu sein.

Da ich einen guten Hunger mitbrachte, bestellte ich auf die verwunderte Frage der Kellnerin, ob ich außer den Pommes Frites keine anderen Beilagen wolle, noch “ein wenig” Salat mit. Die Portion, die mir wenig später aufgetischt wurde hätte ohne Probleme für zwei Personen gereicht ;-). Als Beilagen bekam ich je eine kleine Platte Reis, Pommes Frites und Salat. Außerdem gab’s natürlich Bohnen und eine andere Art Sauce, die ich nicht so recht zuordnen konnte. Das muss schon ein heißes Bild gewesen sein: Ich allein an einem Tisch voll mit Platten, Schüsseln, Tellern, … (Foto habe ich aber leider keines). Am Ende kam dann die positive Überraschung: Ich hatte für gerade mal 15 Reais (ca. 5 EUR) gegessen ;-)…

Nach dem Essen machte ich mich auf den Rückweg ins Centro, da ich rechtzeitig an der “Passarela” sein wollte, um eines der heute kostenlosen Tickets zu bekommen. Als ich dort ankam, hatte sich tatsächlich schon eine kleine Schlange von Wartenden gebildet. Trotzdem bekam ich mein Ticket innerhalb weniger Minuten und hatte bis zum offiziellen Beginn um 20 Uhr noch fast 2 Stunden Zeit. Um nach Hause zu fahren und später wieder zu kommen, hätte es aber nicht gereicht. Also rief ich Zarko an, um ihm die letzte Chance zu bieten, die Parade doch noch zu sehen. Er war aber gerade erst nach Hause gekommen und zog es daher vor, das Spektakel auch diesmal zu verpassen.

Da ich nichts besseres zu tun wusste und dieses Mal außerdem einen Platz ganz vorne am Geländer der Tribüne haben wollte, begab ich mich in die “Passarela”, die bereits geöffnet hatte. Vor dem Eingang sprach mich ein kanadisches Paar an, da sie mich mit dem Handy telefonieren gesehen hatten und selbst ein paar Freunde anrufen wollten. Durch diesen Zufall hatte ich nette Gesprächspartner für den Abend gefunden, die noch dazu voll auf meiner “Wellenlänge” lagen: Sie tourten bereits zum wiederholten Mal als Backpacker durch Südamerika und erzählten sehr interessant von Peru, Chile, Argentinien, Patagonien, … – sie schienen einfach überall schon gewesen zu sein. Leider wollten sie bereits am nächsten Morgen nach Uruguay weiterreisen, so dass es bei diesem einen Abend blieb.

Die Parade selbst war diesmal natürlich nicht so gigantisch wie am Samstag Abend. Trotzdem war sie wieder sehr eindrucksvoll und ich war froh, dort gewesen zu sein – vor allem, wo ich diesmal nicht allein dort war und mich in den Pausen sehr gut mit den beiden Kanadiern unterhielt. Außerdem traf ich auf eine Gruppe deutscher Studenten, die ich bereits am Montag Mittag in der Stadt gesehen hatte. Als ich dort auf Tiago und Kathrin gewartet hatte, waren mir zwei von ihnen aufgefallen weil sie Deutsch miteinander sprachen. Ich wollte sie eigentlich bereits dort ansprechen, wurde dann aber durch einen Anruf abgelenkt und danach waren sie verschwunden. Nach dem Ende der Parade nutzte ich die Gelegenheit und kam kurz ins Gespräch mit ihnen. Wenn schon die Einheimischen so wenig Interesse an Unternehmungen haben, vielleicht habe ich bei ihnen mehr Glück…

Diesmal ging die Parade nur bis kurz nach 1 Uhr und gegen 2 Uhr war ich zu Hause.

Am Mittwoch hatten wir schließlich noch den Vormittag frei, den ich vor allem zum Ausschlafen nutzte. Nach dem Mittagessen hieß es dann “back to normal life” und “ab ins Büro” und die freien Tage rund um Carnaval waren beendet. Insgesamt hat es mir gut gefallen und ich bereue nicht, in der Stadt geblieben zu sein statt einen mehrtägigen Ausflug unternommen zu haben. Es ist einfach eine Erfahrung, das Ganze einmal mitzuerleben, wobei man – wie bereits an Weihnachten und Silvester – mit ein wenig Organisation mehr hätte daraus machen können. Jedes Jahr bräuchte ich dieses Spektakel jedenfalls nicht…

Ein Gringo beim Carnaval – Teil 1

Nachdem in der Stadt und im Alltag inzwischen wieder Normalität eingekehrt ist, hole ich jetzt mal den Bericht über die in Brasilien wohl bedeutensten Tage des Jahres nach. Von Freitag letzter Woche bis Dienstag diese Woche wurde hier der “Carnaval da Magia” gefeiert und natürlich habe ich das wichtigste nicht verpasst: Die “desfile” (Parade) der “Escolas da Samba”. Aber alles der Reihe nach…

Bereits Tage vor diesem Event habe ich die verschiedensten Leute gefragt, wo und wann man Eintrittskarten dafür kaufen kann. Immer bekam ich unsichere Antworten (nach dem Motto “da kannst du einfach so hin gehen und vor Ort den Eintritt bezahlen”) und die meisten hatten schlicht keine Ahnung. Tiago, einer der AIESEC-Alumni hatte angekündigt, sich rechtzeitig nach Karten umsehen zu wollen und ggf. ebenfalls eine für mich zu kaufen. Völlig darauf verlassen wollte ich mich aber dann doch nicht…

Am Freitag erfuhr ich nach der Arbeit dann, dass die Karten bereits am Montag innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft waren. Da war die Enttäuschung zunächst natürlich sehr groß und ich ärgerte mich, das Ganze nicht schon viel früher selbst in die Hand genommen zu haben. Und als wäre das nicht genug, schien keiner der AIESECer eine Ahnung zu haben, was sonst stattfinden würde. Ein paar wollten zu den “Dirty Blocks” gehen, wo alle als Frauen verkleidet (natürlich möglichst “dirty”) durchs Stadtzentrum rennen und saufen bis zum Abwinken. Wie ihr euch wahrscheinlich vorstellen könnt, entsprach das nicht unbedingt meiner Vorstellung der “kulturellen Erfahrung” des brasilianischen Carnavals…

Deshalb beschloss ich, spätestens jetzt die Sache selbst in die Hand zu nehmen und auf dem “Schwarzmarkt” vor der “Passarela” (kleine Version des Sambodromo) eine Eintrittskarte zu erwerben. Also tigerte ich am Samstag Vormittag los in Richtung Centro und hatte mit meinen inzwischen etwas verbesserten Sprachkenntnissen nach kurzer Zeit auch tatsächlich einen “Verkäufer” gefunden. Dass ich als Gringo natürlich einen völlig überhöhten Preis für die Karte bezahlte (45 Reais für eine Eintrittkarte im Wert von 10 Reais) versteht sich vermutlich von selbst. Aber das war mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich egal, da ich diesen wohl bedeutensten Bestandteil des brasilianischen Carnavals auf keinen Fall verpassen wollte.

Die “Passarela” öffnete am Samstag um 19:00 Uhr und da ich ja keine Ahnung hatte, wie schnell sie sich mit Zuschauen füllen und die guten Plätze weg sein würden, war ich bereits gegen 19:30 Uhr dort. Zwar hatten sich in der Tat bereits ein paar Leute eingefunden, trotzdem hätte ich mir aber gut noch eine Stunde Zeit lassen können, da bis zum Beginn der Parade (offiziell 21:00 Uhr, tatsächlich natürlich erst später) noch einige Zeit verstrich.

Natürlich war diese Wartezeit allein ziemlich langweilig, aber wie bereits im Fall meiner Solo-Wanderung am Wochenende zuvor entschädigte mich die Parade vollends. Es war wirklich ein irre Spektakel! Insgesamt traten 4 “Escolas da Samba” gegeneinander an: Princesa, Copa Lord, Coloninha und Consulado (bei deren Probe ich am 01. Februar gewesen war). Jede dieser “Schulen” präsentierte sich mit einer eigenen Parade, die mindestens 50 und maximal 80 Minuten (Teilnahmeregeln!) die “Passarela” entlang zog. Jede dieser Paraden bestand aus mehreren riesigen, total verrückt geschmückten “Trucks”, die von einer Menge von Helfern geschoben wurden. Dazwischen immer wieder große Blocks von verkleideten “Statisten” und natürlich die (eher weniger ver- bzw. bekleideten *g*) Sambistas. Thiago, mein Chef lief als Indianer verkleidet in einem der Blocks von Consulado mit, die in den Jahren zuvor gewonnen hatten und somit den Favoriten stellten. Von meinem Platz auf der Tribüne konnte ich ihn in dem “Gewusel” allerdings nicht entdecken.

Das ganze Spektakel zog sich natürlich ganz schön hin und leider regnete es zwischendurch für etwa zwei Stunden, was trotz der aufgeheizten Stimmung ein wenig unangenehm war. Zumal ich mit den deutschen Sicherheitsbestimmungen für solche Events im Kopf auf “unnötiges Gepäck” (wie Regenjacke, Schirm, etc.) verzichtet hatte – was sich allerdings als völlig unnötig herausstellte. Zum Glück dauerte der Regen aber nicht die ganze Zeit an und so hatten wir alle während der letzten beiden Paraden Zeit, wieder trocken zu werden ;-). Das ganze Spektakel dauerte bis ca. 5 Uhr am nächsten Morgen und anschließend trabte ich in der riesigen Menge von Zuschauern quer über die extra gesperrte Stadt-Schnellstraße in Richtung Bus-Terminal. Ausnahmsweise fuhren tatsächlich noch Busse um diese Zeit – Carnaval ist eben in allen Belangen ein Ausnahmezustand in Brasilien ;-). Gegen 5:30 Uhr war ich dann zu Hause und fiel ziemlich erschlagen ins Bett.

Am Sonntag schlief ich natürlich erstmal aus und nach einem Frühstück/Mittagessen nach dem Aufstehen war es auch schon Nachmittag. Auf der Homepage der Stadt hatte ich gelesen, dass auch an diesem Tag wieder Paraden stattfinden würden und da ich von niemandem etwas bzgl. anderer Pläne gehört hatte bzw. diejenigen, die ich danach fragte noch mit den Nachwirkungen der Nacht zuvor kämpften, brach ich am frühen Abend erneut in Richtung “Passarela” auf. Mit Zarko hatte ich vereinbart, dass wir (Lukas, Wil, er und ich) uns dort treffen würden. Ich fuhr allerdings anderthalb Stunden später bereits wieder nach Hause, da es heftig zu regnen anfing. Bis dahin waren sie auch noch nicht aufgetaucht und kreuzten angeblich erst auf, nachdem ich wieder weg war.

Ich war ein wenig enttäuscht, dass dieser Abend bisher so “erfolglos” verlaufen war und freute mich daher umso mehr über die SMS, die mir Fábio schickte, kurz nachdem ich zu Hause angekommen war. Er lud mich ein, zusammen mit Tiago in Lagoa Pizza essen zu gehen. Bei dieser Gelegenheit lernte ich Kathrin, Tiagos (Ex?-)Freundin aus Deutschland kennen. Sie hatte einen 4 monatigen Sprachkurs in Uruguay besucht und war die letzten Tage vor ihrem Rückflug nach Deutschland hier in Florianópolis. Alle zusammen verbrachten wir einen sehr schönen Abend bei einem typisch brasilianischen Pizza-Rodízio irgendwo in Lagoa ;-)…

Von Canto dos Araçás nach Costa da Lagoa

Da ich während der letzten Woche mal wieder überhaupt keine Zeit für mein Blog hatte und mir dieses Wochenende nichts besonderes vorgenommen habe, kommt hier nun ein Nachtrag zu meiner Wanderung am Sonntag vor einer Woche…

Diesmal lief alles ein wenig spontaner ab als bisher. Am Freitag beschloss ich nach der Arbeit, am Sonntag eine weitere Tour zu machen, falls das Wetter mitspielen würde. Bevor es am Samstag Nachmittag dann spontan mit Zarko und Co an den Strand ging, schickte ich noch schnell eine Rundmail über den Verteiler. Schließlich sollte es nicht an mir liegen, wenn ich keine Mitwanderer für meine Touren fände ;-). Natürlich rechnete ich nicht wirklich mit Antworten und war daher umso mehr erstaunt, als ich schon etwa eine Stunde später zwei eMails bekam. Die eine war von Ana, die sich beschwerte, dass ich meine Tour schon wieder für Sonntag geplant hatte, wo sie doch Sonntags keine Zeit hätte. In der Woche zuvor hatte sie schon angekündigt, das nächste Mal mitgehen zu wollen. Da es diesmal aber auch von meiner Seite sehr spontan ablief, hatte ich es für Samstag einfach nicht auf die Reihe bekommen. Die andere eMail kam von Rosana, die ich bisher nicht kenne oder zumindest nicht zuordnen kann. Sie rief mich am Samstag Abend auch noch an, um zu erfahren, ob die Tour den ganzen Tag dauern würde…?!

Den Samstag Nachmittag verbrachte ich dann erstmal mit Zarko, Lukas und ein paar seiner Freund(e)/innen am Strand in Jueré Internacional. Ihr könnt euch sicher noch an meinen Bericht von Silvester erinnern, das ich ebenfalls dort verbracht habe. Jureré Internacional ist das Bonzenviertel in Florianópolis schlechthin. Dort reihen sich die Villen aneinander – eine größer als die andere. Entsprechend war auch der Strand: Ein reines “Sehen-und-Gesehen-werden”-Spektakel! Auf dem diesmal sehr schmalen Streifen Sandstrand war praktisch jeder Quadratzentimeter belegt und wir hatten in der Tat Mühe, ein Plätzchen für uns zu finden. Das Wasser war wie immer im Norden der Insel badwarm und extrem salzig. Auch wenn es mal etwas anderes war, dieses Getümmel zu erleben und der Strand selbst sehr schön ist, ist es mir dort doch zu voll!

Am Samstag Abend wollte Zarko dann die “Reste” seiner Geburtstagsfeier während einer Caipirinha-Party aufbrauchen. Da wir erst gegen 20 Uhr vom Strand zurück kamen war es für mich aber mal wieder beinahe unmöglich, nach Hause und anschließend wieder nach Trindade zu fahren und da ich mir für den nächsten Tag bereits die Tour vorgenommen hatte, verzichtete ich auf die Party.

Zu Hause angekommen stelle ich zufällig fest, dass ich in meiner Rundmail die Abfahrtszeiten der Busse für die Tour am Sonntag ein wenig durcheinander geworfen hatte. Also versuchte ich per eMail und SMS die Leute davon in Kenntnis zu setzen, dass es erst eine Stunde später losgehen würde. Natürlich hoffte ich ein wenig darauf, dass es nun selbst die Langschläfer um 10:30 Uhr zum Treffpunkt schaffen und sich außer Zarko vielleicht noch der/die eine oder andere einfinden würde. Schließlich hatte ich immerhin Antworten auf meine Rundmail bekommen, was an sich schon ungewöhnlich ist…

Aber was läuft in Brasilien schön gewöhnlich ab… So musste ich am nächsten Morgen feststellen, dass GAR KEINER am Treffpunkt aufkreuzte. Da Zarko unterwegs zusteigen wollte, machte ich mir zunächst keine allzu großen Gedanken und überlegte lediglich, ob Rosana (die ja eigentlich mitkommen wollte) vielleicht meine eMail mit der Korrektur nicht erhalten und bereits in Lagoa oder Canto dos Araçás auf mich wartete. Am TITRI Terminal war von Zarko jedoch ebenfalls keine Spur zu sehen und wenig später rief er mich sehr verschlafen auf dem Handy an, um mir mitzuteilen, dass er zu spät aufgewacht sei und nicht mitkommen könne. Jetzt machte ich mir schon ein paar Gedanken. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, notfalls allein loszuziehen, kam mir das nun doch ein wenig “komisch” vor…

Spätestens als ich aber den Beginn des Weges erreicht hatte, waren diese Zweifel vergessen. Schon in Canto dos Araçás, wo der Weg an der Westküste des Lagoa da Conceição entlang nach Costa da Lagoa begann, war die Aussicht auf den “See” wunderschön. Nach den Touren an der Ostküste der Insel hatte ich mir von dieser Wanderung bezüglich der Aussicht nicht so viel versprochen, wurde aber bereits nach wenigen Metern eines besseren belehrt. Der Weg führte durch teilweise sehr dichten Wald, aber zwischendurch hatte man immer wieder eine grandiose Aussicht über die gesamte Lagune! Zwischendurch kam ich immer wieder durch kleine Siedlungen, in denen die Leute völlig abgeschieden in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben schienen. Die Häuser waren zum Teil nicht mehr als Holzhütten, die sich am Hang drängten und immer wieder schöne Fotomotive abgaben (siehe Fotoseite). Diese Abwechslung zwischen völlig verlassener Natur und den kleinen Siedlungen war einmal etwas anderes als auf den Touren bisher. Im Wald hörte ich immer wieder sehr kuriose knarzende Geräusche (fast wie eine alte Schranktür) und erst nach einer ganzen Weile fand ich heraus, dass diese von den großen Bambusbäumen (so hoch wie normale Bäume bei uns und mit armdicken Durchmesser!) kamen. Obwohl ich allein war, genoss ich die Wanderung in vollen Zügen – bei Sonne und blauem Himmel pur!

Bis nach Costa da Lagoa brauchte ich etwa zwei bis zweieinhalb Stunden, so dass ich passend zur Mittagszeit dort ankam und mir in einer der Ortschaften nach Costa da Lagoa erstmal ein kleines Mittagessen gönnte. Anschließend wollte ich noch bis zum Ende des Weges weiter gehen und von dort mit dem Boot zurück fahren. Auf dem letzten Stück traf ich zufällig zwei Mitarbeiterinnen von Módula – die mir zwar bekannt vorkamen, die ich allerdings zunächst nicht zuordnen konnte. Als sich mich ankommen sahen begrüßten sie mich herzlich und ich ging zunächst davon aus, dass es AIESECer waren… Erst im Gespräch stellte sich dann heraus, dass wir uns eigentlich jeden Tag in der Firma sehen müssten ;-)…

Kurz nach diesem Treffen endete der Weg plötzlich in einem ein wenig verlassen wirkendem Privatgrundstück. Ich suchte eine Weile nach der Fortsetzung des Weges, gab aber schließlich auf und kehrte zu dem Bootsanleger zurück, an dem ich meine beiten Kolleginnen getroffen hatte. Sie waren immer noch dort und fuhren wenig später mit mir zusammen mit dem Boot zurück nach Lagoa.

Obwohl das meine erste Wanderung war, die ich mangels Motivation von Seiten der AIESECer und Locals alleine machten musste, war es doch ein vollkommen gelungener Tag! Nachdem ich am Abend zurück nach Abraão kam, war ich ganz schön erledigt. Der Weg war zwar wie im Online-Führer angekündigt nicht besonders schwierig gewesen, dafür aber sehr lang und dadurch trotzdem sehr anstrengend (auch wenn Physiker gerne behaupten in der Ebene zu gehen sei keine Arbeit… *fg* kleiner Seitenhieb, sorry…).

Viva a samba!

Gestern Abend bekam ich einen Vorgeschmack davon, was ich an “Carnaval” hier erleben werde. Zusammen mit Zarko und ein paar AIESECern war ich bei einer Übungsshow einer Sambaschule. Die Bezeichnung “Schule” sollte man jedoch nicht wörtlich verstehen. Als “Escola da Samba” werden hier die Gruppen bezeichnet, die an “Carnaval” im Sambatanzen gegeneinander antreten. In den Wochen vorher wird dafür natürlich kräftigt geübt und einige dieser “Übungsstunden” sind eben öffentlich zugänglich.

Auf der Fahrt zum Treffpunkt bei Zarkos Appartment machte ich eine besondere Erfahrung: Das erste Mal mussten Brasilianer auf mich warten! Wir hatten uns für 21 Uhr verabredet und ich hatte einen Bus genommen, mit dem ich gegen 21:15 am Treffpunkt war. Unterwegs rief mich dann zwei Mal Diego an, um zu fragen wo ich sei. Während ich bereits unterwegs war hatten sie spontan beschlossen, bereits früher loszufahren, was für brasilianische Verhältnisse an sich schon ungewöhnlich genug ist…

Das Spektakel fand in einer Art Miniaturausgabe des weltbekannten Sambódromo in Rio de Janeiro statt – wobei es eigentlich nicht mehr war als eine Art Turnhalle ;-). Als wir gegen 21:30 Uhr dort ankamen war rund um das Gebäude bereits Highlife und vor der Kasse hatte sich eine meterlange Schlange gebildet. Die Show hatte auch schon angefangen und man konnte die dröhnende Musik von außerhalb hören als wäre man bereits mitten drin. Dank eines Freunds eines der AIESECer mussten wir nicht lange auf unsere Tickets warten und waren wenig später auch tatsälich mitten drin…

Wir wühlten uns gleich am Anfang durch die Menge ganz nach vorne durch, um auch wirklich nichts zu verpassen. Und das hatte sich gelohnt, denn kurz darauf kamen die Sambistas – ich kann nur sagen: Hot, hot, hot!!! Aber schaut euch einfach die Fotos an und macht euch selbst ein Bild davon… Abgesehen von diesem Anblick, war die Musik ohrenbetäubend, die Stimmung irre und der Tanz der Sambistas unglaublich!

Die erste Runde dauerte etwa eine Stunde, in der die Musik ohne Unterbrechnung dröhnte und die Sambistas ohne nennenswerte Pause durchtanzten. Auch ohne Tanzen war es wegen der vielen Leute in der Halle bereits drückend heiß, was mich die Ausdauer der Girls nur noch mehr bewundern lässt…

Nach der ersten Runde gab es eine kurze Unterbrechnung, bevor es mit der nächsten weiter ging. Da wir alle heute Morgen wieder arbeiten mussten, brachen wir gegen halb elf aber auch schon wieder auf. Diego hatte sich bereit erklärt, mich ins Centro zurück zu fahren. Was ich allerdings vorher nicht gewusst hatte war, dass er mich auf seinem Motorrad mitnehmen würde! So erlebte ich an diesem Abend noch eine weitere Premiere, für die man die deutschen Vorstellungen von Sicherheit (von wegen Schutzkleidung usw.) am besten schnell vergisst…

Ilha do Campeche

Seit ich in meinem Reiseführer von der “Ilha do Campeche” gelesen habe, stand für mich ein Besuch dieser Insel an einem der nächsten Wochenenden fest. Gestern habe ich diesen Plan zusammen mit Zarko in die Tat umgesetzt…

Die “Ilha do Campeche” liegt etwa anderthalb Kilometer (oder für die Segler unter euch: knapp eine Seemeile) vor der Ostküste der “Ilha de Santa Catarina” und ist praktisch von zwei Orten aus mit dem Boot zu erreichen. Von Armação aus setzen kleinere Boote bzw. meist wohl Fischerboote zur Insel über und von Barra da Lagoa steuert einmal täglich ein größeres Ausflugsboot die Insel an. Die Insel selbst steht größten Teils unter Naturschutz, welcher von einer Organisation “überwacht” wird. Neben schönen Wegen quer durch den “Mata Atlântica” (charakteristischer Wald im Küstengebiet) gibt es ein paar archäologische Höhlenmalerein zu sehen.

Nachdem ich letzte Woche ein paar Informationen eingeholt hatte, entschied ich mich für das Boot von Barra da Lagoa aus. Obwohl dieses ein wenig teurer war als die Boote von Armação, war mir das die längere Fahrt entlang der Küste der “Ilha de Santa Catarina” mit Blicken auf den Praía Galheta, Praía Mole und Praía Joaquina (den ich bisher noch nicht besucht habe) wert. Einmal mehr verschickte ich Rundmails, um weitere Teilnehmer für meinen Ausflug zu begeistern. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich nicht mit Rückmeldungen rechnete, erhielt ich doch tatsächlich eMails von zwei interessierten AIESECern. Eine von Silvana, die bereits die Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest mitgemacht hatte und eine von Carol, eine ehemalige AIESECerin aus São Paulo, die das Wochenende zufällig in Floripa verbrachte. Außerdem hatte sich Zarko angemeldet.

Am Sonntag Morgen hieß es dann recht früh aufstehen, da wir bereits um 9:30 Uhr an der Ablegestelle des Bootes in Barra da Lagoa sein mussten und die Fahrt mit 3 Bussen von meinem Appartment aus ca. 2 Stunden in Anspruch nimmt. Am ausgemachten Treffpunkt im Centro traf ich dann immerhin Zarko. Von Silvana und Carol war keine Spur zu sehen, was mich inzwischen kaum mehr überraschte. Dagegen war ich sehr überrascht darüber, dass die Busse trotz der frühen Stunde bereits ziemlich voll waren. Es schien doch tatsächlich so als pilgerten die Brasilianer hier bereits am frühen Morgen an den Strand, um dort dann vermutlich den ganzen Tag zu verbringen.

In Barra da Lagoa angekommen mussten wir nicht lange warten, bis wir an Bord des Ausflugsbootes gehen konnten und gegen 10:00 Uhr legten wir schließlich in Richtung “Ilha do Campeche” ab. Die Fahrt entlang der Ostküste der “Ilha de Santa Catarina” war das Geld bereits wert. Die Küstte ist zwischen den drei Stränden (s.o.) felsig und überwiegend unberührt. Außerdem genoss ich es, mal wieder für einige Zeit “auf See” zu sein ;-)…

Unterwegs lernten wir einen Brasilianer aus São Paulo und Winston, ein Australier aus Syndney kennen, der gerade auf einer mehrere Monate dauernden Reise quer durch ganz Südamerika war. Mit beiden unterhielten wir uns ein wenig und Winston trafen wir später wieder auf unserer Tour über die Insel.

Nach etwa mehr als einer Stunde erreichten wir die “Ilha do Campeche”. Das Boot ankerte vor dem sehr schönen Strand an der Westseite der Insel und das Anlanden wurde eine etwas feuchte Angelegenheit ;-). An Land warteten bereits Mitarbeiter des Clubs “Ilha do Campeche” auf uns Neuankömmlinge, um uns Informationen über die möglichen Aktivitäten auf der Insel zu geben. Neben verschiedenen Pfaden, die man zusammen mit einem Führer ablaufen und dabei die Natur und die Höhlenmalereien erkunden kann, gibt es Tauchtrips, bei denen man ebenfalls zusammen mit einem Führer ein Stück an der Küste entlang schnorchelt und die Meeresflora und -fauna bewundert.

Leider erfuhren wir wenig später, dass nur zwei der etwa 8 Pfade geöffnet waren, da es am Tag zuvor geregnet hatte. Außerdem brachen die Touren erst ab 13:30 Uhr auf, so dass wir aufgrund der angekündigten Rückfahrt unseres Bootes um 15:30 Uhr nur an der kürzesten Tour teilnehmen konnten. Schon allein deshalb war ich vermutlich nicht das letzte Mal auf dieser Insel…

Wir hatten also knapp 3 Stunden Zeit bis zu unserer Tour. Also suchten wir uns ein Schattenplätzchen am Strand und genossen ein wenig die Sonne und das Wasser (das nebenbei sehr kalt und – wie ich später feststellte – leider auch von ein paar Quallen bevölkert war). Im Vergleich zu den sehr gut besuchten Stränden im Norden der “Ilha de Santa Catarina” ging es hier regelrecht ruhig zu. Es waren wohl hauptsächlich Touristen (vor allem aus Argentinien) und kaum Einheimische vor Ort.

Gegen halb zwei ging dann unsere kurze Tour durch den Mata Atlântica los, die insgesamt zwar sehr interessant, aber nichts übermäßig besonderes war. Zunächst durchquerten wir den Wald, um die Ostküste der Insel zu erreichen. Unterwegs zeigten uns unsere Führer ein paar archäologische Funde – Zeugen der Indianerstämme, die vor der Eroberung durch die Europäer auf dieser Insel und auf der “Ilha de Santa Catarina” gelebt haben – und erklärten uns ein paar Besonderheiten der Vegetation in den verschiedenen Gebieten der Insel. An der Ostküste angekommen, konnten wir ein paar Höhlenmalereien bewundern, die allerdings nichts wirklich weltbewegendes waren. Leider wussten unsere Führer auch nicht wirklich besonders viel über deren Hintergründe. Die Blicke auf die schroffe, dem offenen Atlantik zugewandte Küste der Insel waren jedoch sehr schön. Insgesamt war die Tour vor allem wegen des Waldes und dieser Aussichten ihr Geld (gerade mal 5 Reais) wert.

Zurück am Strand ruhten wir uns noch einmal ein wenig aus, da uns die Hitze vor allem auf der Tour doch ganz schön zu schaffen machte. Gegen halb vier mussten wir dann wieder an Bord unseres Bootes gehen, das etwa eine halbe Stunde später in Richtung Barra da Lagoa ablegte. Kurz bevor wir an Bord gingen, trafen wir zufällig Silvana, die am Morgen mit einem Fischerboot aus Armação auf die Insel gekommen und bereits den ganzen Tag am Strand gewesen war. Scheinbar hatte sie meine Rundmails ein wenig falsch verstanden… Verbindliche Kommunikation ist mit den meisten Einheimischen hier eben nicht so einfach – egal in welcher Sprache ;-)…

Zurück in Barra da Lagoa schlenderten wir auf der Suche nach einem Restaurant ein wenig durch die sehr touristische Ortschaft. Nicht viel später fanden wir eine sehr gemütlich Fischkneipe, in der aber auch nicht-Seafood-Gerichte angeboten wurden. Mit einem wirklich hervorragenden Essen ließen wir unseren perfekt gelungenen Tag ausklingen. Obwohl die Fahrt zurück in die Stadt ein wenig stressig war, da – wie immer – gnadenloser Stau herrschte und der Bus bis Lagoa praktisch nur im Schritttempo vorankam, ließen wir uns unsere gute Laune dadurch nicht verderben. Dafür hjätte schon viel mehr passieren müssen…

Ein “politisch korrektes” Churrasco

Anlässlich Michals letztem Wochenende in Floripa fand gestern ein Churrasco im Haus unseres Chefs Thiago in Campeche statt. Angekündigt war es als “politisch korrektes” (= vegetarisches) Churrasco, was vor allem hier wohl schon ein Widerspruch in sich war. So stellte sich auch heraus, dass sich Thiagos Bruder mit dieser Idee nicht ganz hatte anfreunden können und deshalb für “ein wenig” Fleisch gesorgt hatte. Für brasilianische Verhältnisse war es tatsächlich wenig, für meine Verhältnisse völlig ausreichend ;-)…

Geplant war der Beginn für 13 Uhr. Da ich mich inzwischen aber ein wenig an das notorische zu spät Kommen der Brasilianer gewöhnt habe, brach ich auch erst später auf. Unterwegs wollte ich eigentlich Michal und Zarko treffen, als ich aber an der zentralen Busstation ankam, war von den beiden keine Spur zu sehen. Ein Anruf ergab, dass Zarko noch schlief und Michal ihn nicht wecken wollte. Da ich keine Lust hatte, auf die beiden zu warten, fuhr ich selbst weiter in Richtung Campeche. So oder so ähnlich läuft das hier am Wochenende meistens ab…

Gegen 14:00 Uhr war ich schließlich in Campeche. Zwar waren immerhin schon ein paar von Thiagos Freunden da, viel los war aber noch nicht und sie waren gerade erst dabei, den Grill anzufeuern. Trotzdem gefiel es mir in der Runde bereits recht gut, da ich sofort willkommen war und mich gut mit einem von Thiagos Freunden unterhalten konnte. Er hatte einen Großteil seiner Schulzeit in den USA verbracht und war schon in verschiedenen Ländern, was natürlich unsere Gesprächsthemen bestimmte.

Nach und nach tauchten dann immer mehr Leute auf, von denen ich bis auf Michal und Zarko niemanden kannte. Schließlich gab’s auch die ersten “Ergebnisse” vom Grill und wie erwartet stürzten sich alle auf das Fleisch – so viel zur “politischen Korrektheit” ;-). Später unterhielten uns Thiago und zwei seiner Freunde mit Musik: Gitarre, Geige und Mundharmonika waren schon irgendwie eine sehr krasse Mischung…

Gegen später kamen dann auch Jorge, Naina und zwei andere AIESECer, die ich bisher noch nicht getroffen hatte. Kurz darauf fing es heftig zu regnen an – zum Glück allerdings nicht sehr lange. Nachdem wir uns noch einige Zeit mit verschiedenen Leuten unterhalten hatten, brachen Michal, Zarko und ich zusammen mit Eric gegen 19:30 Uhr auf. Eigentlich wollten wir gegen Mitternacht anlässlich einer Geburtstagsfeier noch in einen Club gehen. Dank der großen Strecken und des “nicht ganz perfekten” Bussystems kam ich aber erst gegen 21 Uhr in meinem Apartment an und hatte dann keine Lust mehr, mich in 1,5 Stunden erneut auf den Weg zu machen. Ohne Auto ist man hier vor allem Abends schon sehr eingeschränkt. Karlsruhe wird mir nach meiner Rückkehr in dieser Hinsicht wohl wie eine Großstadt vorkommen, obwohl es nicht größer oder sogar etwas kleiner als Floripa ist.

Da ein Churrasco bekanntlich selten allein bleibt, gab’s heute gleich noch einmal eines bei Diego zu Hause. Wie gestern trafen wir uns am Nachmittag dort und unterhielten uns in geselliger Runde bei jeder Menge Fleisch – diesmal also weniger “politisch korrekt” ;-)…

Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest

Wie bereits erwähnt hatten wir uns für letzten Sonntag eine Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest vorgenommen – dem angeblich schönsten Strand der Insel. Ich traf Michal gegen 9:30 Uhr bereits im Bus in Richtung Centro, wo wir dann Zarko trafen. Von dort ging es mit dem Bus zunächst zum Terminal Rio Tavares und anschließend weiter nach Armação. Dort angekommen warteten wir auf Silvana, die sich nach anfänglichen Zweifeln doch dazu entschlossen hatte, mit und zu kommen.

Zu viert gings dann los über den Práia do Matadeiro und anschließend auf einem Pfad entlang der Küste in Richtung Praía Lagoinha de Lest. Der Pfad war anfangs sehr gemütlich, wurde aber schnell ganz schön anspruchsvoll. Es ging ziemlich steil aufwärts und gleich zu Beginn wählten wir eine falsche Abzweigung, die uns wieder nach unten zur Küste führte. Auf dem letzten Stück dorthin war ein Seil angebracht, an dem man sich “abseilen” musste (Lars und Tobi, verzeiht mir die Übertreibung *g*). Die Aussicht von dort war den Abstieg – und den erneuten Aufstieg – aber wert.

Danach blieb der Pfad noch eine Weile recht anspruchsvoll und führte durch sehr dichten Wald, was die Sicht auf die Küste leider stark einschränkte. Nachdem wir die Anhöhe erreicht hatten, kamen wir aber aus dem Wald heraus und konnten die herrliche Aussicht auf die Steilküste der Landzunge vor dem Praía Lagoinha de Lest bewundern auch wenn das Wetter nicht ganz so toll war wie es hätte sein können. Ein kurzes Stück weiter führte der Pfad dann sehr knapp an dieser Steilküste entlang. Es war irgendwie beeindruckend neben sich den Abgrund zu haben und in einigen Metern Tiefe die Brandung zu sehen und zu hören.

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir die letzte Anhöhe vor dem Praía Lagoinha de Lest und konnten von dort bereits den ersten Blick auf diesen versteckten und schönsten Strand der Insel werfen. Leider fehlte nun wirklich die Sonne, um dem Ganzen den entsprechenden Flair zu verleihen, aber auch so war die Aussicht wunderschön. Trotz des sehr starken Windes hier oben, vesperten wir erst einmal und trafen dabei auch wieder auf das brasilianische Paar, dem wir auf dem Weg schon mehrere Male begegenen waren. Nach dieser Pause machten wir uns auf den Weg hinunter zum Strand, den wir nach weiteren 20 Minuten erreichten. Es waren nur sehr wenige Leute dort, was mir gegenüber den völlig überfüllten Stränden Praía Barra da Lagoa oder Praía Mole wesentlich besser gefiel. Leider war das Wasser sehr kalt und die Brandung extrem stark, so dass es uns trotz der Anstregungen unserer Wanderung nicht wirklich ins Wasser zog. Also machten wir es uns am Strand bequem und genossen für ein paar Stunden die Ruhe und das Meer ;-)…

Kurz nachdem wir uns auf den Rückweg in Richtung Pântano do Sul machten, fing es leicht zu regnen an. Da wir wussten, dass der Rückweg dadurch nicht einfacher werden würde, beeilten wir uns ein wenig. Zum Glück wurde der Regen nicht stärker und hörte zwischendurch auch mal auf. Trotzdem war der ohnehin nicht einfache Weg stellenweise bereits glitschig und nicht ungefährlich. Er führte über einen Morro (= Berg, Hügel), so dass wir zunächst ganz schön aufsteigen und anschließend wieder absteigen mussten. Vor allem das letzte Stück war eine ziemliche Rutschpartie, da der Regen inzwischen wieder zurückgekehrt und stärker geworden war.

In Pântano do Sul angekommen, ließen wir es uns nicht nehmen, auch bei schlechtem Wetter kurz den Strand anzuschauen. Die Ortschaft grenzt direkt an den Strand und die Straßen enden sprichwörtlich im Sand. Wir kehrten in einer unheimlich urigen Kneipe direkt am Strand ein, um etwas zu trinken. Dort hatten die Besitzer überall an den Wänden und an der Decke Zettel mit Sprüchen und Grüßen von Gästen aufgehängt. Der gesamte Raum war damit zugepflastert, was wirklich interessant aussah (siehe Foto).

Anschließend beschlossen wir, nach Armação zurück zu kehren und dort zu Abend zu essen. Da Silvana wie die meisten der Brasilianer nicht gerne Bus fuhr, rief sie ihren Vater an, der uns mit dem Strandbuggy abholte. Das war vielleicht ne Gaudi ;-)!!! In Armação angekommen, gingen wir in eine Pizzaria und ließen dort den wirklich gelungenen Tag ausklingen…

Planloser Samstag…

Nachdem ich mich während der letzten drei Tage mit einem grippalen Infekt herumschlagen musste, geht es mir inzwischen wieder besser und ich komme endlich dazu, mein Blog mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Gerade von letztem Wochenende gibt es einiges zu erzählen…

Zugunsten von Silvana hatten wir für unsere Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest den Sonntag eingeplant und für Samstag hatte ich mir daher nicht so viel vorgenommen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und einmal den in meinem Reiseführer als “sehenswert” bezeichneten “Mercado Publico” in Downtown kennen lernen. Bisher habe ich Downtown nur einmal Samstags erlebt und die alte Markthalle nur von außen gesehen. Kurz bevor ich aufbrach, rief mich Will an und meinte, dass er mit Zarko und einem Freund aus São Paulo auch nach Downtown ginge. Also verabredeten wir uns dort und genossen ein paar Stunden das geschäftige Treiben. So ausgestorben Downtown Samstags nach 16 Uhr auch ist, so lebhaft ist hier alles am Vormittag und am frühen Nachmittag. Rund um den “Mercado Publico” gibt es Markstände mit allem möglichen von Obst über Töpferwaren bis hin zu Souvenirs. Außerdem spielen verschiedene Bands und Werbeansagen dröhnen aus aufgestellten Lautsprechern.

Der “Mercado Publico” selbst ist aber sicherlich der Höhepunkt von allem: Diese 1898 erbaute Markthalle besteht eigentlich aus zwei Hallen, die durch zwei Torbögen miteinander verbunden sind und zwischen denen sich ein Hof befindet. Früher befand sie sich direkt am Meer, bevor die Insel künstlich vergrößert wurde. Ein wesentlicher Bestandteil ist immer noch der Fischmarkt, der – zum meiner großen Überraschung – selbst zu dieser späten Zeit noch in vollem Gange war. Daneben gibt es Fleischstände, Stände mit Tees und Kräutern und natürlich welche mit Souvenirs. Außerdem nimmt Box 32 – ein angeblich empfehlenswertes Restaurant – einen großen Teil der Halle ein.

Nachdem wir diesen ersten Teil des “Mercado Publico” gesehen hatten, kauften Wills Freunde noch ein paar T-Shirts als Souvenirs ein. Anschließend gingen wir im Hof zwischen den beiden Markthallen etwas essen. Danach wollten Will & Co an den Strand nach Barra da Lagoa fahren und ich verabredete mich mit ihnen dort. Ich wollte zuerst heimfahren und später evtl. zusammen mit Michal nachkommen.

Etwa 1,5 Stunden später mussten Michal und ich dann feststellen, dass dies keine gute Idee gewesen war: Vom Terminal in Lagoa an standen wir mit dem Bus voll im Stau. Es war unglaublich, was an diesem Samstag los war. Und dabei war gar nicht mal so tolles Wetter. Für die Strecke bis Barra da Lagoa brauchten wir über 1,5 Stunden und als wir dort ankamen waren Will, Zarko und die anderen bereits wieder weg. Auch wir blieben nicht sehr lange am Strand, da es sehr windig und ungemütlich war und der Strand in Barra da Lagoa sowieso nicht gerade der schönste der Insel ist. Wir beschlossen, nach Lagoa zurück zu fahren und dort etwas essen zu gehen. Leider dauerte die Rückfahrt fast genauso lange wie die Hinfahrt, da auch in dieser Richtung alles dicht war. Es ist hier zwar normal, dass an den Wochenenden auf den Straßen vom Strand zurück in die Stadt die Hölle los ist, aber so schlimm wie an diesem Wochenende habe ich es bisher noch nie erlebt. Das letzte Stück gingen wir dann zu Fuß, da uns das schneller vorkam als mit dem Bus. Dieser Strandausflug bestand im wesentlichen also aus der Hin- und Rückfahrt und war ansonsten ziemlich für die Katz’.

In Lagoa angekommen, kehrten wir in einem Lanchonete ein und schauten anschließend noch eine Weile einer Capoeira Gruppe zu, die dort auf einem kleinen Platz übte. Capoeira ist eine typisch brasilianische Mischung aus Kampfkunst und Tanz, die ihren Ursprung wohl in den Kampfkünsten der afrikanischen Sklaven der Kolonialzeit hat. Einige AIESECer haben mir erklärt, dass es den Sklaven in der Kolonialzeit verboten war, Kampfkünste zu praktizieren. Also tarnten sie diese als Tanz, wodurch diese Mischung zustande kam. Es war wirklich sehr interessant, das einmal live zu sehen.

Danach wollte Michal nach Hause und ich selbst noch eine Weile in Lagoa shoppen. Also trennten wir uns und ich schlenderte ein wenig durch die sehr touristische Stadt. Später traf ich noch einen Mitarbeiter von Módula und als ich praktisch schon auf dem Weg in Richtung Bus-Terminal war, rief mich unerwarteter Weise Will an und sagte mir, dass sie auf dem Weg in eine Bar in Lagoa wären. Also wartete ich auf sie (was natürlich wie immer einige Zeit länger dauerte als angekündigt) und verbrachte noch eine Stunde zusammen mit ihnen in dieser Bar. Dann musste ich mich leider auf dem Heimweg machen, da ich meinen letzten Bus nach Hause nicht verpassen wollte.

Am Bus-Terminal musste ich leider feststellen, dass der nächste Bus zurück ins Zentrum erst in einer halben Stunde fuhr. Damit war mein letzter möglicher Anschluss im Zentrum nach Abraão dahin. Auf dem gesamten Weg zurück überlegte ich mir, wie ich am besten zu meinem Apartment zurück kommen könnte. Ich hatte weder genug Geld für ein Taxi dabei, noch war ich mir sicher, ob der Geldautomat im Zentrum zu dieser späten Stunde noch funktionieren würde. Im Zentrum angekommen, stelle ich fest, dass zumindest auf letzteren Verlass war und so holte ich mir das nötige Kleingeld für ein Taxi und fuhr zurück zu meiner Wohnung.

Alles in allem ein ungeplanter Tag voller Überraschungen, der damit voll der brasilianischen Lebensweise entsprach ;-)…