Sa, 04.08.2007, Tag 15 (Lençois)

Nach dem Frühstück, bei dem wir die beiden deutschen Mädels (eine aus Stuttgart!!) wieder trafen, die uns bereits am Vorabend über den Weg gelaufen waren und in derselben Pousada untergekommen waren, gingen Zarko und ich ein letztes Mal in die Stadt. Ich wollte noch ein paar Fotos machen und die restliche Zeit zum Schreiben einiger eMails nutzen.

Gegen 12:30 Uhr kehrten wir dann zur Pousada zurück, holten unser Gepäck ab und machten uns auf den Weg zum Bus. Gegen 13:30 Uhr verließen wir Lençois in Richtung Salvador.

Nach etwa 4 Stunden trennten sich dann endgültig unsere Wege in Feira de Santana, wo ich in einen anderen Bus nach Belo Horizonte umstieg. Zarko fuhr weiter nach Salvador, von wo er gegen 5:00 Uhr am nächsten Morgen einen Flug nach Rio de Janeiro hatte.

Für mich begann in Feira de Santana die bisher längste Busfahrt von etwa 20 Stunden. Meine Befürchtungen als ich im Internet “Convencional” als Busklasse las, wurden zwar nicht bestätigt, mit den super Bussen von Catarinense im Süden Brasiliens konnte dieser aber nicht mithalten. Dafür hatte ich aber ab etwa 2:00 Uhr nachts bis Belo Horizonte zwei Sitze zu meiner Verfügung, was die Fahrt deutlich angenehmer gestaltete als sie sonst wohl gewesen wäre. Außer vielen Stops unterwegs gibt es von der Fahrt ansonsten nicht mehr viel zu berichten. Interessant war während der restlichen Tagfahrt aber, wie sich langsam die Landschaft veränderte: Von der flachen Steppe zur hügeligen und bergigen Landschaft von Minas Gerais.

Fr, 03.08.2007, Tag 14 (Lençois)

Wie erwartet kam ich an diesem Morgen nur schwer aus dem Bett, schrieb die Idee mit der Auto-Tour für diesen Tag deshalb ab und ließ alles ein wenig ruhiger angehen. Der weitere Tag entwickelte sich dann ein wenig chaotisch…

Zuerst hatte Zarko am Vorabend festgestellt, dass seine EC-Karte abgelaufen war – tja, so ist er halt: Losziehen ohne Plan… Er war also erstmal damit beschäftigt, herauszufinden, wie ihm seine Eltern jetzt Geld zukommen lassen konnten. Ich selbst war auch ein wenig planlos, da ich mir über die nächsten Ziele meiner Reise unklar war und mich nicht so recht entscheiden konnte, ob ich für eine Tour zur Grotta Azul, etc. noch einen weiteren Tag in Lençois bleiben wollte oder nicht. Da wir ohnehin schon viel länger hier waren als ich ursprünglich geplant hatte, musste ich meine Reiseroute irgendwo abkürzen bzw. Abstriche machen. Ich hatte mir für die begrenzte Zeit sowieso zu viel vorgenommen, wie ich jetzt feststellte und Abstriche machen fällt halt nie leicht.

Zu allem Übel stellte sich dann heraus, dass es nicht so einfach war, hier in der Wildnis abseits von großen Rodoviarias Bustickets für die Weiterfahrten zu kaufen. Diesbezüglich muss ich meine anfängliche Begeisterung für das brasilianische Bussystem ein wenig einschränken: Echte Konkurrenz zwischen den verschiedenen Betreibern scheint es nicht wirklich zu geben, da die meisten Strecken nur von einer bedient werden oder vermeintlich verschiedene Anbieter in Wahrheit ein und derselbe sind. Außerdem ist der Erwerb von Tickets zur Sicherung eines Platzes außerhalb der großen Städte mit einer echten Rodoviaria eine Herausforderung.

Mit Hilfe eines lokalen Reisebüros konnte Zarko dann seinen Flug von Salvador nach Rio de Janeiro buchen und ich erfuhr, dass ein Busticket von Feira de Santana nach Belo Horizonte bei einer Privatperson gegenüber der provisorischen Bushaltestelle zu erwerben war. Da der Nachtbus bereits ausgebucht war, entschied sich Zarko für den am Samstag Nachmittag und ich nahm denselben und kaufte auch gleich das Ticket für die Weiterfahrt nach Belo Horizonte. In der Pousada neben der von Dani und Marlene fanden wir dann noch eine Unterkunft für einen akzeptablen Preis (wobei mir der nach dem chaotischen Tag mit Herumrennerei kreuz und quer durch Lençois fast egal war). Damit kehrte zumindest gegen Abend wieder Normalität ein, da die Dinge bis dahin soweit geregelt und die Entscheidungen für die nächsten Tage gefällt waren.

Zum Abendessen versuchten wir das im Lonely Planet empfohlene “Buritas y Taquitos” wo wir in toller Atmosphäre wirklich gute Buritos genossen. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig durch die Stadt und kehrten dann bald zur Unterkunft zurück. Das war damit auch der letzte gemeinsame Abend von Zarko und mir. Am nächsten Tag sollten sich unsere Wege trennen.

Do, 02.08.2007, Tag 13 (Chapada Diamantina)

Heute war unser letzter Tag in der Wildnis und die ca. 24 km lange Wanderung nach Capeão stand auf dem Programm. Wir brachen gegen 9:00 Uhr auf und hatten gleich zu Beginn einen anstrengenden Aufstieg auf die Hochebene oberhalb unserer Unterkunft zu meistern. Oben angekommen ging es dann die meiste Zeit in sehr zügigem Tempo aber ohne weitere nennenswerte Steigungen die Ebene entlang. Da Marjo und Michelle ebenfalls auf dem Rückweg waren, war unsere Gruppe um die beiden und ihren Guide angewachsen.

Kurz vor der Mittagspause mussten wir dann noch ein steiles Stück bergab gehen und machten Rast an einem kleinen Wasserfall mit See. Da das Wasser aber mindestens so kalt war wie an dem anderen Wasserfall vor 2 Tagen entschied ich mich gegen ein vollständiges Bad. Wir würden ja bald wieder in der Zivilisation ankommen und deren Vorzüge (z.B. eine Dusche) genießen können. Wir trafen hier auch auf eine andere Gruppe, die von Capeão aus aufgebrochen und nun auf dem Weg ins “Vale do Pati” war.

Nach dem Essen traten wir das allerletzte Stück Rückweg an und erreichten Capeão so gegen 16:00 Uhr, wo bereits derselbe Truck auf uns wartete, der uns am Montag schon zum Ausgangspunkt unserer Tour gebracht hatte. Nach einem Caldo de Cane und ein paar Stretch-Übungen ging’s los – einmal mehr über eine “Dirt Road”. Und da diese Fahrten ja irgendwie zum ganzen Abendteuer dazu gehörten und sie ohne Zwischenfall ja langweilig gewesen wäre, platze unterwegs noch ein Reifen. Vor allem die Art und Weise, wie der neue montiert wurde, war abenteuerlich: Da der Truck ein wenig schräg stand und ihn der Wagenheber daher nicht ausreichend anheben konnte, grub unser Fahrer kurzerhand ein Loch unter dem Reifen. Da fragt sich noch einer nach dem Grund für die vielen Schlaglöcher auf der Straße ;-)…

Nach dieser kurzen Zwangspause ging’s dann ohne weitere Zwischenfälle zurück nach Palmeras und von dort mit einem Van nach Lençois. Unterwegs erzählte Dani von den vielen Reisen, die die beiden schon unternommen hatten. Ich wurde ganz neidisch. Ein Zitat von Dani möchte ich besonders festhalten: “Ich habe immer gesagt, die Arbeitstage müssen sich irgendwie zwischen die Urlaubstage einfügen!” Was für ein Lebensmotto…

Ich weiß nicht mehr genau, wann wir endlich Lençois erreichten, aber Dani sagte, dass wir insgesamt 2,5 Stunden mit beiden Autos unterwegs gewesen waren. Jedenfalls war es bereits dunkel und nachdem wir uns in der “Pousada dos Duendes” von Raul und Hariboo verabschiedet hatten, machten Sisser, Zarko und ich uns auf zu unserer Pousada. Dort wollte der Besitzer nun plötzlich 25 statt 20 R$ pro Nacht, was wir aus Prinzip ablehnten und in die benachbarte Pousada umzogen. Dort zahlten wir zusammen zwar auch 70 R$, mehr als der Preis selbst hatte uns aber die Steigerung geärgert. Endlich konnten wir dann wieder eine Dusche genießen und machten uns anschließend noch einmal auf um Marjo und Michelle zum Abendessen zu treffen. Die beiden waren aber schon losgezogen und so suchten wir sie in der Stadt. Schließlich gingen aber doch nur wir drei etwas essen und kehrten dann sehr müde zur Pousada zurück. Sisser wollte früh am nächsten Morgen den Bus zurück nach Salvador nehmen. Ich hatte ursprünglich die Idee, noch eine Auto-Tour zu den Attraktionen nördlich des Nationalparks zu machen, zweifelte am Abend aber an meiner Fähigkeit, am nächsten Morgen rechtzeitig aufzustehen. Und nach diesem doch sehr anstrengenden Abenteuer stand mir ein wenig Ruhe auch zu.

Mi, 01.08.2007, Tag 12 (Chapada Diamantina)

Heute stand uns die wohl schwierigste und anstrengendste Tageswanderung bevor – nur dass wir am Morgen noch nichts davon wussten.

Nach dem Frühstück ging’s los, unser Gepäck blieb diesmal in der Unterkunft zurück. Ziel war der Morro Castelo, einer der Berge, die unsere Unterkunft umgaben. Der Weg dorthin zog sich schon ganz schön hin und war zu einem kleinen Teil dieselbe Strecke, die wir bereits am Vortrag gewandert waren. Dann ging es an den Aufstieg. Zum Glück war das Wetter noch nicht ganz super, so dass uns zumindest die Sonne nicht zusätzlich zu schaffen machte. Immer steiler ging es den Hang hinauf. Immer durch den Wald und immer wieder hörten wir den Ruf eines für dieses Gebiet typischen Vogels, wie uns unsere Guides erklärten. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr. Da ich mir in der vergangenen Nacht eine Erkältung eingefangen und außerdem nicht besonders gut auf dem harten Steinboden geschlafen hatte, wurde der Aufstieg für mich doppelt anstrengend.

Auf etwa halbem Weg wollten Dani und Marlene dann das erste Mal umkehren, da ihnen der Pfad inzwischen zu knapp am Abgrund entlang führte. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit gingen sie aber noch ein Stück weiter, kehrten dann aber ein paar Minuten später doch um, als der Pfad noch steiler wurde. Zum Glück hatten wir zwei Guides, so dass Hariboo mit den beiden zurückgehen und Raul den Aufstieg mit Zarko, Sisser und mir fortsetzen konnte.

Schließlich hatten wir die Höhle erreicht, von der Raul erzählt hatte. Man konnte sie durchqueren und auf der anderen Seite des Berges in den Nachbarcanyon blicken. Der Ausblick war einfach gigantisch und wir verweilten hier trotz des kühlen Windes eine ganze Weile. Dann ging’s zurück durch die Höhle, vor der wir auf der anderen Seite unsere Pause zum Mittagessen einlegten. Ich war inzwischen ganz schön fertig, zumal ich mich nicht 100%ig wohl fühlte und hatte gewisse Bedenken bezüglich des langen und anstrengenden Abstiegs. Deshalb machte ich vor und nach dem Essen noch einen kurzen Mittagsschlaf mit grandioser Aussicht auf das Tal unter uns.

Und dann pfiff Raul auch schon zum Rückzug, was – wie wir später merkten – genau richtig war, da der Abstieg und die Rückkehr zur Unterkunft bis kurz vor Sonnenuntergang dauerte.
Der Abstieg selbst war wie erwartet noch anstrengender als der Aufstieg vor allem mit den ohnehin bereits schmerzenden Oberschenkeln vom Vortag (ein langer Tag auf der Skipiste ist nichts dagegen!). Aber wir meisterten die Kletterpartie alle ohne Probleme.

Im Tal angekommen machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einer Schule, in der die 5 Kinder aus den umliegenden Häusern unterrichtet wurden. Uns wurde erzählt, dass bald 3 davon auf die weiterführende Schule in der nächsten Stadt wechselten und die Zukunft dieser Schule hier dann ungewiss sei. Sogar eine gemalte Flagge von Dänemark hing in dem kleinen Klassenzimmer, da wohl vor kurzem ein Freiwilliger aus Dänemark hier gearbeitet hatte. Und dann wurden wir sogar noch Zeugen des beginnenden Mathematik-Unterrichts. Mit unserer Anwesenheit konnten sich die Kinder allerdings weniger auf ihre Aufgaben konzentrieren.

Wenig später traten wir das letzte Stück Rückweg an, wobei Raul zwischendrin zurück blieb, um frisches Brot bei einem Einheimischen zu besorgen, dessen Haus wir passierten. Als wir drei dann endlich den nicht enden wollenden Weg auf den Hügel vor unserer Unterkunft geschafft hatten, legten wir oben eine kurze Pause ein, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Das Tal unter uns lag bereits im Schatten.

Unten angekommen war nach einer sehr kalten aber erfrischenden und notwendigen Dusche dringend Ausruhen angesagt. Um in der kommenden Nacht besser schlafen zu können, organisierte ich mir für 7 R$ Aufpreis auch eine Matraze und Decken.

Nachdem auch Raul zurückgekehrt war, gab es bald unser letztes Abendessen: Nudeln mit Bolognese-Soße mit Soja. Gegen später traf auch Marjo und Michelle ein, die uns während unseres Abstiegs bereits begegnet waren. Der Abend war ruhiger als der am vorherigen Tag, hatte aber mindestens so interessante Unterhaltungen zu bieten. Außerdem gab es zwischendurch einmal mehr einen herrlichen Sternenhimmel zu bewundern. Wie immer gingen wir aber recht bald schlafen, da wir am nächsten Tag eine fast 24 km lange Wanderung zurück nach Capeão vor uns hatten.

Di, 31.07.2007, Tag 11 (Chapada Diamantina)

Am nächsten Morgen wachten wir natürlich bereits recht früh auf, da wir ja sehr früh schlafen gegangen waren und es auch früh hell wurde. Unser Tagesrhythmus begann sich bereits auf das Leben in der Wildnis einzustellen ;-).

Bis unsere Guides das wiederum sehr gute und aufwändige Frühstück hergerichtet hatten, zogen die meisten von uns die Wärme der Schlafsäche vor, da es noch empfindlich kühl war.

Nachdem Frühstück wurde zusammen gepackt und dann ging’s zunächst ohne Rucksäcke auf einem insgesamt 3-stündigen Abstecher an den Rand des Canyons, wo sich der Carvoeira Wasserfall befand. Wasser war zwar praktisch keines zu sehen – nur Sprühregen, der im starken Aufwind des Canyons fast waagerecht davon flog – die Aussicht war aber grandios. Besonders spektakulär war es, auf dem Bauch bis zum Abgrund vor zu robben und dann direkt in die 300 Meter tiefe Schlucht zu blicken (siehe Fotos).

Wir hielten uns an diesem ersten Aussichtspunkt eine Weile auf und wanderten dann noch ein kurzes Stück weiter zu einem anderen, von dem die Aussicht in den lang gezogenen Canyon sogar noch besser war.

Nach einiger Zeit ging es dann zurück zu unserem Nachtlager, wo wir unsere Rucksäcke abholten und dann für die weitere Tageswanderung aufbrachen. Diese führte uns heute zu einem anderen Wasserfall, zu dem wir ein gutes Stück an und in einem Bach entlang über Steine kraxeln mussten. Nach dem recht niedrigen Schwierigkeitsgrad vom Vortag wurde es nun also schon anspruchsvoller.

Unterhalb des Wasserfalls konnten wir baden (was ich nach einigem Zögern doch auch tat – das Wasser war eiskalt!!!) und legten unsere Mittagspause mit den letzten Sonnenstrahlen ein, die diese Schlucht für diesen Tag erreichten.

Als es Zeit zum Aufbrechen war, deuteten unsere Guides an, dass wir seitlich des Wasserfalls die Felswand hochklettern würden. Zunächst war ich mir unsicher, hielt es dann aber für einen Scherz. Damit lag ich aber ziemlich falsch, wie sich bald herausstellen sollte.

Die Kletterpartie war dann auch ganz schön anspruchsvoll und mit den Rucksäcken ziemlich anstrengend. Dani und Marlene waren von diesem Part sichtlich weniger begeistert, da er stückweise nur Zentimeter am Abgrund entlang führte und sie ein wenig Schwierigkeiten mit der Höhe hatten. Nach etwa einer ¾ Stunde hatten aber alle wohlbehalten die Anhöhe oberhalb des Wasserfalls erreicht und nach einem kurzen weiteren Stück Wanderung in der Ebene kam unser zweites Nachtlager in Sicht: Die übrig gebliebenen Häuser eines einst stolzen Dorfes von ca. 3000 Einwohnern als in der Chapada Diamantina noch Kaffee angebaut wurde. Dort mieteten wir uns bei einem Einheimischen für die nächsten beiden Nächte ein, der für die Verwaltung dieser Backpacker-Unterkunft verantwortlich zu sein schien.

Wir hatten allen Luxus wie eine echte Toilette und eine Dusche (natürlich mit kaltem Wasser aus dem Bach), mit dem man in der Wildnis nicht unbedingt rechnen kann. Außerdem trafen wir hier gegen später auch die andere Trekking-Gruppe von Thomas wieder, die uns bereits beim Mittagessen am Wasserfall überrascht hatte.

Nach Einbruch der Dunkelheit konnten wir einen der schönsten Sternenhimmel bewundern, den ich je gesehen habe. Das Rätsel, ob man den Großen Wagen auch auf der Südhalbkugel sehen sollte, konnte ich allerdings immer noch nicht lüften. Inzwischen weiß ich, dass wir ihn sehr einfach hätten sehen sollen, allerdings in einer ungewohnten Orientierung, was es dort wohl so schwer machte. Auch das so legendäre “Kreuz des Südens” fanden wir alle nicht mit absoluter Sicherheit. Trotzdem war der Anblick an sich fantastisch.

Das Abendessen wurde zusammen mit der anderen Gruppe und zwei weiteren Gästen eine ziemlich lustige Zusammenkunft rund um die Feuerstellen in der Küche der Unterkunft. Der Guide der anderen Gruppe war sehr witzig, vor allem mit seinem dauernden Kommentaren “very gooood” und “we are in Bahia – don’t worry” zu jedem und allem – ohne Rücksicht darauf, ob er wirklich alles auf Englisch verstand oder nicht.

Gegen später gab’s noch super-ultra-starke Caipirinhas und Musik vom Berimbau, einem einsaitigen Instrument, das tief mit dem Capoeira verwurzelt ist. Trotzdem holte uns die Müdigkeit irgendwann ein und wir begaben uns in unser Quartier.

Mo, 30.07.2007, Tag 10 (Chapada Diamantina)

Da wir uns aus Kostengründen für die erste Strecke in Richtung Ausgangspunkt unseres Treks für den Bus entschieden hatten, mussten wir bereits sehr zeitig aufstehen (5:30 Uhr). Nachdem alles fertig gepackt und geregelt war, ging’s zur Haltestelle, wo wir die anderen beiden Teilnehmer unserer Gruppe kennen lernten: Dani und Marlene, ein Ehepar aus den Niederlanden, die während den folgenden Tagen immer wieder von den abenteuerlichsten Reisen erzählten, von denen ich je gehört hatte.

Mit dem Bus ging es dann in etwa einer Stunde nach Palmeras, wo bereits ein Pickup-Truck mit Sitzbänken auf der Ladefläche auf uns wartete. In weiteren 1,5 Stunden brachte uns dieser auf einer bereits abenteuerlichen Fahrt über eine “Dirt-Road” zum Ausgangspunkt. Zwischendurch gabs noch zwei kurze Stopps in zwei kleinen Orten, um letzte Einkäufe zu erledigen. Außerdem ging mitten in der Wildnis das Gas aus, mit dem der Truck betrieben wurde. Unserer Fahrer tauschte die normale Küchengasflasche aus und werkelte dann eine Weile mit einem Messer am Verschluss der alten herum, um diese vollständig zu entleeren. Deutsche Sicherheitsstandards vergisst man da besser ganz schnell. Aber nach dieser kleinen Zwangspause ging’s auch ohne weitere Zwischenfälle weiter.

Nach dem Ausladen und Verteilen des Proviants auf die Rucksäcke wanderten wir irgendwann so gegen 11:00 Uhr los. Zunächst ging es steil bergauf und unsere beiden Guides legten dabei ein solches Tempo vor, dass ich mir schon nach wenigen Metern überlegte, worauf ich mich da wohl eingelassen hatte. Ich war ja gänzlich untrainiert. Aber bald hatten wir die Hochebene erreicht, wo es dann erstmal problemlos in der Ebene weiter ging. Die Landschaft war schon hier beeindruckend und dabei waren wir ja erst am Beginn des Treks. Nachdem wir ein gutes Stück gewandert waren (ich hatte meine Uhr bereits abgelegt und jegliches Zeitgefühl verloren, so dass ich nicht sagen kann wie lange wir jeweils zwischen den Pausen wanderten) machten wir an einem kleinen Bach Rast. Hier bekamen wir unser erstes hervorragendes Mittagessen von unseren Guides serviert. Die beiden gaben sich wirklich unheimlich viel Mühe und hatten alle möglichen Dinge dabei, die ich auf einem Trek durch die Wildnis nicht auf der Speisekarte erwartet hätte.

Wir machten etwa eine Stunde Rast und dann ging’s weiter über die Ebene und gegen 15:30 Uhr (geschätzt) ein Stück abwärts. Etwa eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit hatten wir dann unseren Felsvorsprung erreicht, unter dem wir die Nacht verbrachten. Wieder bereiteten unsere Guides ein – diesmal warmes – hervorragendes Essen zu. Dazu war dort bereits ein kleiner “Herd” über einer Feuerstelle aus Steinen erreichtet worden. Wasser gab’s vom nahegelegenen Bach – leider mit derselben komischen Braunfärbung, die wir schon von der Ilha do Mel her kannten. Unsere Guides versicherten uns aber, dass es problemlos trinkbar war und da unsere eingekauften Wasservorräte spätestens für den nächsten Tag nicht mehr ausreichten, blieb uns auch nicht viel anderes übrig.

Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde es schnell empfindlich kalt und so legten wir uns bald schlafen. Ich bedauerte sehr, einen der dünnen Schlafsäcke erwischt zu haben und fror in dieser Nacht ein wenig, obwohl ich mit voller Kleidung und Regenjacke schlafen gegangen war.

So, 29.07.2007, Tag 9 (Lençois)

Nachdem ich praktisch die ganze, nach Zarkos Beschwerden zu urteilen katastrophale Busfahrt verschlafen habe, war ich bei unserer Ankunft in Lençois gegen 5:30 Uhr erstmal noch ein wenig desorientiert. Eigentlich hatte ich mit einer etwas späteren Ankunft gerechnet und mir vorgestellt, dass wir nach einem Frühstück dann entspannt nach einer Unterkunft und Tour-Anbietern in den “Parque Nacional de Chapada Diamantina” suchen könnten.

Das kam aber alles ein bisschen anders: Direkt nach dem Aussteigen wurden wir von wartenden Guides regelrecht “überfallen”, die uns zu bestimmten Pousadas lotsen wollten, welche mit dem jeweiligen Tour-Anbieter zusammen arbeiteten. So auf die Schnelle blickte ich da in meinem Halbschlafzustand nicht durch und schüttelte zunächst einmal alle Guides ab. Irgendwie trafen wir dann auf Thomas, ein Däne, der sich bereits im Vorfeld nach einer Unterkunft umgesehen und dort reserviert hatte. Mit einem der wartenden “Taxis” (Autos der Guides mit sehr flexiblen Preisen, wie sich bald herausstellte) wollte er nun dorthin fahren und fragte uns, ob wir mitfahren und die Kosten teilen wollten. Über letztere wusste er jedoch nicht wirklich Bescheid, was auch auf die “gebuchte” Unterkunft zutraf. Da die Guides auf Nachfrage von 30 – 40 R$ pro Nacht sprachen handelten wir zusammen mit Sisser, einer weiteren Dänin, eine Fahrt zu einer angeblich günstigeren Pousada aus. Am nächsten Tag sollte sich herausstellen, dass wir so zu einem der Konkurrenten des von Thomas ursprünglich angestrebten Tour-Anbieters H20 gelotst worden waren. Deshalb hatte die Nachfrage nach dem Preis der Unterkunft von H20 auch eine so überzogene Angabe ergeben – die Einheimischen arbeiten eben mit jeden Mitteln, um die Gunst der Touristen zu erlangen.

Jedenfalls fuhren wir dann alle zusammen (Thomas, Sisser, Anna, Inken, Zarko und ich) zu der anderen Pousada. Die Fahrt dauerte max. ein bis zwei Minuten und sollte 10 R$ kosten, die wir in der folgenden Hitze der Preisverhandlungen dort jedoch nicht bezahlten und nach denen wir auch nicht mehr gefragt wurden. Es gelang uns eine Nacht (es waren ja nur noch etwa 2 Stunden) plus Frühstück für 10 R$ pro Person im Mehrbettzimmer herauszuschlagen. Ich denke damit haben wir diesmal einen guten Deal gemacht und uns nicht über den Tisch ziehen lassen.

Am nächsten Morgen ging Thomas zu seiner ursprünglich angestrebten “Pousada dos Duendes”, da er den von den Guides genannten hohen Preis nicht glauben konnte, womit er auch recht behalten sollte.
Zarko, Sisser und ich zogen los in die Stadt, um unter den vielen Tour-Anbietern das für uns passendste zu suchen. Nach ein wenig “Umhershoppen” hatten wir verschiedene Angebote für 3- bis 4-Tagestouren, die aber im Wesentlichen alle in dasselbe Gebiet führten und sich praktisch kaum unterschieden. Da H20 im Lonely Planet als eine der besten Agenturen genannt wurde, suchten wir zuletzt auch noch deren “Pousada dos Duendes” auf. Dort wurde uns von den “Standard-Touren” zum Fumaça-Wasserfall abgeraten, da dieser im Moment kaum oder gar kein Wasser führe und der Trek sehr überfüllt sei. Statt dessen bekamen wir ein Angebot für eine 4-Tagestour ins “Vale do Pati”, für die wir uns nach ein wenig Hin- und Herüberlegen und Abstimmungen mit dem Guide entschieden. Zwar war diese Tour etwas teurer als die bisherigen Angebote und erforderte außerdem eine längere und kostenintensivere Anfahrt mit dem Bus und Auto, die Erklärungen des Pousada-Besitzers hatten uns aber überzeugt. Spielraum zum Verhandeln schien es leider auch keinen zu geben.

Zufrieden und gespannt auf unser bevorstehendes Erlebnis in der Wildnis gingen wir nach einem italienischen Mittagessen in einem Lokal mit Jazz-Musik (eine wirklich eigenartige aber lustige Mischung) zu unserer Pousada zurück, wo wir noch eine weitere Nacht verbringen wollten. In der Pousada dos Duendes war leider nichts mehr frei gewesen. Thomas war bereits an diesem Morgen unmittelbar nach seiner Ankunft zu einer 4-Tagestour aufgebrochen.

Anna und Inken waren immer noch in der Pousada. Ihnen waren die Touren alle zu teuer. Am Abend gingen wir alle zusammen Pizza essen – für uns vier das letzte richtige Essen vor unserem Abendteuer in der Wildnis. Anschließend hieß es das notwendigste für den Trek zusammen zu packen und dabei soviel Gewicht wie möglich zu sparen. Und dann ab ins Bett…

Sa, 28.07.2007, Tag 8 (Salvador)

Nach einigem Überlegen hin- und her, vor allem nach den mehrfachen Empfehlungen von Frank und Roberta, unbedingt noch ein paar Tage auf Morro de São Paulo zu verbringen, hatten wir uns doch dazu entschlossen, heute nach Lençois weiter zu fahren. Im Nachhinein bin ich auch froh über diese Entscheidung, da wir am Ende insgesamt eine ganze Woche dort verbracht haben.

Da der Bus erst am Abend abfuhr, entschlossen wir uns, mit der Fähre noch zur “Ilha Itaparica” in der “Baía de Todos os Santos” unmittelbar vor Salvador überzusetzen. Die Insel selbst war nichts besonderes und ihre Hauptstadt Itaparica ein richtig verschlafenes Nest. Aber wir spazierten dort ein wenig umher und genossen ein Mittagessen. Dabei folgten wir auch unserer Taktik bei entsprechender Auswahl immer einen Saft zu bestellen, dessen Namen uns am wenigsten sagte. So bekamen wir hier “Suco de Cacão”, von dem wir allerdings nicht genau wussten, ob er wirklich von den Kakao-Bohnen stammte. Jedenfalls war es weiß und schmeckte ein wenig wie Milch mit Honig.

Zur Abwechslung fuhren wir am Abend mit der Autofähre zurück nach Salvador. Dort holten wir unser Gepäck im Hostel ab und auf ging’s zur Rodoviaria, wo wir noch etwa 3 stunden warten mussten und kurz vor der Abfahrt Anna aus GB und Inken aus Deutschland kennen lernten. Die beiden fuhren ebenfalls nach Lençois.

Fr, 27.07.2007, Tag 7 (Salvador)

Zarko und ich wollten heute noch einmal ein wenig durch den Pelourinho streifen und das eine oder andere Souvenir kaufen. Mit letzterem waren wir auch ganz erfolgreich. Bis wir am Morgen allerdings los kamen verging einige Zeit, so das es fast schon Mittag war und der Tag dadurch ruckzuck auch schon wieder zu Ende ging.
Zum Mittagessen genossen wir eine Pfanne mit Fleisch, Gemüse, Reis, etc. – sehr ähnlich zum Feijoada wie ich es bei Marcelos Familie in Florianópolis bereits gegessen hatte. Die “Sound-&Light”-Show in der größten Kirche Salvadors verpassten wir leider, aber die Kirche selbst war schon beeindruckend genug. Sie entsprach viel eher den katholischen Kirchen, die man aus Europa kennt: Über und über mit Gold und kunstvollen Schnitzereien verziert.

Eigentlich wollte ich am Nachmittag noch eines der Museen besuchen, dafür war es dann aber bereits zu spät. Wir fuhren deshalb einfach nur zum Spass einmal mit dem “Plano Inclinado Gonçalves” hin- und her, der neben dem Aufzug den Pelourinho mit der “Cidade Baixa” verbindet. Dann wurde es gegen 17:30 Uhr auch schon wieder dunkel und wir kehrten zum Hostel zurück.

Dort fand am Abend eine Samba-Party statt, zu der es im Café des Hostels knall voll wurde. Es war aber ein netter Abend mit den anderen Backpackern, die wir während der letzten Tage kennen gelernt hatten und natürlich mit flotten Samba-Rhythmen und Tänzen. Für letztere fehlen uns Europäern aber wohl wirklich gewisse Gene oder Gelenke im Hüftbereich ;-).

Do, 26.07.2007, Tag 6 (Salvador)

Für den heutigen Tag hatten wir uns die Erkundung des Pelourinho (Altstadtkern Salvadors) vorgenommen. Frank, ein Backpacker aus Deutschland, der ein halbes Jahr in Argentinien studiert hatte und jetzt wie wir auf Brasilien-Rundreise war, wollte uns begleiten.

Wir wanderten kreuz und quer durch den Pelourinho und ich muss sagen, dass es mir hier besser gefiel als in Olinda. Es war mehr los und trotz der Unmenge an touristischen Souvenirläden waren doch auch so viele Locals unterwegs, dass die Altstadt richtig lebhaft wirkte. Überall war Musik zu hören und man konnte immer wieder Straßenkünstler sehen (vorwiegend natürlich Capoeira).

Leider war Frank ein wenig ungeduldig (vielleicht weil er schon etwas länger in Salvador war als wir oder weil es sowieso seine letzten Tage in Brasilien waren), so dass wir ziemlich zügig unterwegs waren und kein einziges Museum besuchten. Ich sagte mir immer, dass ich mich ja erstmal umsehen und am nächsten Tag dann intensivere Besuche machen könnte. Das hat sich so dann zwar leider nicht ergeben, trotzdem habe ich einen guten Eindruck von Salvador bekommen.

Nachdem wir unsere recht zügige Tour durch den Pelourinho beendet hatten, fuhren wir mit dem Aufzug (wirklich eine witzige Sache) in die Cidade Baixa. Dieser Stadtteil war weit geschäftiger als die gechillte Atmosphäre im Pelourinho. Wir besuchten den Marcado Modelo, wo ich von zwei Frauen ganz schön übers Ohr gehauen wurde (Verlust von insgesamt 12 R$).

Anschließend fuhren wir mit dem Bus zum in meinem Reiseführer als sehenswert bezeichneten Markt. Und dieser war wegen seiner absurden Organisation und seines haarsträubenden hygienischen Zustands wirklich sehenswert. Da schlief der Standbesitzer mitten auf dem Tisch, auf dem zuvor noch Fleischberge aufgetürmt waren. Zwischendrin an den Füßen angebundene oder bereits in Zeitungspapier gewickelte (aber noch lebendige!) Hühner usw. usf. – wirklich ein Erlebnis für sich, bei dem man dauernd hoffte, dass das Fleisch fürs nächste Essen hoffentlich nicht von hier kam.

Mit dem Bus fuhren wir danach zu der etwa außerhalb liegenden Igreja do Bomfim, die zwar selbst nichts wirklich besonderes, wegen ihrer schönen Lage aber einen Besuch wert war.

Nachdem wir uns hier ein wenig aufgehalten und vergeblich nach einem Mittagessen gesucht hatten (statt dessen gab’s “Cachorro frio” = kalter Hotdog und Eis), entschieden wir uns, noch zum Farol da Barra zu fahren. Dort besuchte ich mit Zarko das nautische Museum im Leuchtturm und wir trafen noch einen Brasilianer, den Frank bereits auf Morro de São Paulo kennen gelernt hatte. Er wohnte auch in unserem Hostel und so unterhielten wir uns noch eine Weile und fuhren dann zusammen dorthin zurück.

Wir gingen in der Nähe des Hostels noch etwas Essen, was sich aber als große Enttäuschung herausstellte: Wir warteten ewig und dann war das Essen auch noch kalt. Nachdem ich es nach einer Reklamation notdürftig in der Mikrowelle aufgewärmt zurück bekam, ließ ich alles zurückgehen und aß anschließend im Hostel-Café zu Abend.

Abends gingen wir mit Frank und ein paar anderen vom Hostel (u.a. Camilia und Roberta) noch ein wenig das Nightlife im Pelô erleben. Wir endeten bei einer Art Samba-Party/Konzert und kehrten erst gegen Mitternacht zum Hostel zurück. Im Pelô war nachts einiges los, wobei es nicht so viel war wie ich gedacht hatte – aber es ja auch Mitten in der Woche.